Kategorie: M.Roeseler
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Inhalt

Thema: Das Buch der Loblieder

Die Psalmen sind eine Sammlung von 150 geistlichen Liedern und Gebeten des Volkes Israel. Sie waren fester Bestandteil des Gottesdienstes in der Stiftshütte und im Tempel. In den Überschriften sind darum oft Anweisungen über den Gebrauch der Psalmen angegeben.
Der Titel „Psalmen“ ist von dem griechischen Begriff „psalmoi“ abgeleitet und bedeutet „eine Sammlung von Liedern zum Saitenspiel“.
Der hebräische Titel „tehillim“ bedeutet „Loblieder“, „Lobgesänge“.
Die Psalmen wurden oft mit dem Psalter (einem Seiten-Musikinstrument) begleitet, daher leitet sich der früher gebrauchte Begriff „Die Psalter“ ab.

Abfassung

Insgesamt 100 Psalmen nennen in der Überschrift den Namen ihres Verfassers. Versuche, bei den übrigen Psalmen von dem Inhalt auf den Autor zu schließen, bringen keine sicheren Ergebnisse. Zu den bekannten Verfassern gehören:

Die Abfassungszeit der meisten Psalmen kann nicht mehr bestimmt werden. Doch der größte Teil von ihnen mag in den vier Jahrhunderten zwischen David und Hesekiel entstanden sein.

Zweck

Einteilung

Die Psalmen werden heute gewöhnlich - ebenso wie im jüdischen Talmud - in fünf Bücher unterteilt. Jedes Buch schließt mit einem Lobpreis Gottes.

Die Themen der Psalmen

Die Psalmen können in Themengebiete eingeteilt werde, gemäß ihrem Inhalt und der Situation, in der sie geschrieben wurden. Abweichend davon kommen oft mehrere der folgenden Themen in einem Psalm vor. Es lassen sich auch nicht alle Psalmen in diese Gruppierungen einordnen.

  1. Klagelieder:
    1. des Einzelnen: Psalm 3, 7, 12, 13, 25, 26, 28, 142
    2. des Volkes: Psalm 44, 60, 74, 80, 83
  2. Loblieder:
    1. in denen der Einzelne das Lob Gottes verkündigt: Psalm 9, 18, 21, 29, 30, 34, 40, 66, 106, 118, 138
    2. in denen Gottes Eigenschaften beschrieben werden und Gott gepriesen wird: Psalm 33, 36, 111, 113, 117, 135, 144, 145, 146, 147
  3. Königslieder: Psalm 92-100, 110
  4. Dank- und Vertrauenslieder:
    1. des Einzelnen: Psalm 30, 116
    2. des Volkes: Psalm 65, 107
  5. Die Wallfahrts- und Zionslieder: Psalm 46, 48, 76, 84, 87, 120-134
  6. Die Schöpfungslieder: Psalm 8, 19, 29,33
  7. Die Geschichtspsalmen: Psalm 78, 105, 106
  8. Die Weisheitspsalmen: Psalm 1,119
  9. Die Rachepsalmen: Psalm 7, 35, 55, 58, 69, 79, 83, 137
  10. Bußpsalmen: Psalm 6, 32, 38, 51, 102, 130, 143
  11. Prophetische Psalmen: Psalm 2, 16, 22, 40, 45, 68, 69, 72, 110, 118
  12. Messianische Psalmen: Psalm 16, 22, 24, 40, 45, 68, 69, 118
  13. Morgenpsalmen: Psalm 3 ,5, 19, 57, 63, 108, 143
  14. Abendpsalm: Psalm 4

Die hebräische Dichtkunst

Im Alten Testament gibt es fünf Bücher, die überwiegend Dichtung enthalten: Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger und Hoheslied. Sie werden deshalb auch als die „poetischen Bücher“ bezeichnet. Darüber hinaus gibt es auch Dichtung an anderen Stellen im Alten Testament. In 2. Mose 15 finden wir z.B. das Lied des Mose nach dem Durchzug durch das Rote Meer und in Richter 5 das Siegeslied von Debora und Barak.
Dichtung hat ihre besonderen Formen und Gesetzmäßigkeiten. Dabei sind folgende Arten besonders zu beachten:

Die Bildersprache

Die hebräische Poesie lebt sehr stark von Bildern. In der Prosa sind alle Aussagen gewöhnlich wörtlich zu verstehen, während in der Poesie oft bildhafte Darstellungen gebraucht werden. Ein solches Bild muss gedeutet werden. Eine wortwörtliche Auslegung würde den Sinn nicht treffen.
Solche Sprachbilder werden gebraucht:

Beispiele:

Der Parallelismus

In der hebräischen Dichtkunst spielt der Reim der Gedanken (Gedankenrhythmus) eine größere Rolle als der Reim der Worte (Klangrhythmus). Während wir mehr auf den Reim der Worte achten, achtet der Jude mehr auf den Reim der Gedanken. In der orientalischen Mentalität ist der gedankliche Inhalt wichtiger als der Klang.
Der Parallelismus stellt eine solche Form der hebräischen Dichtkunst dar. Bei dieser Art der Dichtung findet die erste Zeile eines Verses eine Wiederholung oder eine gegenteilige Aussage in der zweiten Zeile. Neben einem solchen Zweizeiler gibt es auch Drei-, Vier oder Fünfzeiler.
Diese Dichtkunst fordert den Leser zum genaueren Denken heraus und verliert selbst bei der Übersetzung wenig an Wirkung.

Beispiele:

Hinweise auf Jesus Christus

Die Psalmen enthalten besonders viele Hinweise auf Jesus Christus. Im Neuen Testament werden das Buch Jesaja und die Psalmen besonders oft zitiert.
Bei Vorträgen am „Dallas Theological Seminary“ hat Dr. Charles Feinberg folgende Stellen aus den Psalmen mit Hinweisen auf Jesus Christus vorgelegt:

Stelle in den Psalmen Stelle im Neuen Testament Prophezeiung über Christus
Ps 40,7-9 Heb 10,5-9 Ziel seines Kommens und sein Gehorsam
Ps 2,7  Heb 1,5; 5,5; Apg 13,33 Seine Sohnschaft
Ps 45,7-8 Heb 1,8-9 Seine Gottheit und seine Menschheit
Ps 102,26-28 Heb 1,10-12, 13,8 Seine schöpferische Tätigkeit, Unwandelbarkeit und Ewigkeit
Ps 89,5.30.37 Apg 2,30 (indirekt) Seine menschliche Abstammung
Ps 22,23 Heb 2,12 Sein Zeugnis für Gott
Ps 69,10 Joh 1,12; Röm 15,3 Sein Eifer um Gottes Haus
Ps 110,1.4 Apg 2,34-36; 1. Kor 15,25 Hebr 5,6; 7,17.21 Sein ewiges König- und Priestertum
Ps 110,5-6 Offb (kein direktes Zitat) Seine Siege
Ps 8,3 Mt 21,16 Sein jauchzender Beifall von Kindern
Ps 2,12 Apg 4,25-26 Seine Ablehnung von Königen und Fürsten
Ps 41,10 Joh 13,18; Apg 1,16 Sein Verrat
Ps 22,1-21   Seine Kreuzigung und sein Tod
Ps 22,2 Mt 22,46 Sein Schrei zu Gott
Ps 22,19 Joh 19,24; Mt 27,35 Das Verteilen seiner Kleiderq
Ps 22,16 Joh 19,28 Sein Durst
Ps 22,7-8   Seine Verachtung von den Menschen
Ps 69,22 Mt 27,34.48 Ihm wurden Galle und Essig geboten
Ps 34,21 Joh 19,36; 2. Mo 12,46 Seine Knochen wurden nicht gebrochen
Ps 16,10 Apg 2,27 Seine Auferstehung
Ps 68,19 Eph 4,8-10 Seine Himmelfahrt
Ps 110,1 Apg 2,34-36 Seine Erhöhung zur Rechten Gottes
Ps 50,3-6   Seine Wiederkunft und sein Gericht
Ps 72   Seine allumfassende Herrschaft und Erhöhung über irdische Herrscher


Besonderheiten