Inhalt

Die drei Briefe - 1. Timotheus, 2. Timotheus und Titus - werden seit dem 18. Jahrhundert auch als „Pastoralbriefe“, bzw. „Hirtenbriefe“ (lateinisch pastor = Hirte) bezeichnet. In ihnen gibt Paulus an seine jüngeren Mitarbeiter - Timotheus und Titus - Anweisungen über die Gestaltung der christlichen Gemeindearbeit weiter. Diese Briefe sind in erster Linie an die Verantwortlichen der Gemeinde gerichtet und beschreiben ihren Dienst als „Hirten“ der Gemeinde.

Abfassung

Die Abfassung der drei Pastoralbriefe geschah durch den Apostel Paulus. Er stellt sich selbst in seinem Grußwort am Anfang eines jeden Briefes als Verfasser vor (1. Tim 1,1; 2. Tim 1,1; Tit 1,1).
Die Pastoralbriefe sind in kurzen Abständen nacheinander erschienen. Sie gehören sowohl dem Inhalt als auch dem Stil nach eng zusammen. Der Abfassungsort und die Abfassungszeit lassen sich nicht eindeutig bestimmen. Weil die Pastoralbriefe sich nicht in die Zeit der Apostelgeschichte einordnen lassen, müssen sie nach der zweijährigen Gefangenschaft des Paulus in Rom geschrieben worden sein. Folgende Daten können angenommen werden:
  • Der 1. Timotheusbrief wurde ca. 65/66 n. Chr. in Mazedonien geschrieben.
  • Der Titusbrief wurde ca. 65/66 n. Chr. ebenfalls in Mazedonien geschrieben.
  • Der 2. Timotheusbrief wurde ca. 66/67 n. Chr. während der zweiten Gefangenschaft des Paulus in Rom - kurz vor seinem Märtyrertod - geschrieben. Damit wäre der 2. Timotheusbrief der zuletzt geschriebene und im NT überlieferte Brief des Apostels Paulus.

Empfänger

Timotheus, an den Paulus zwei seiner Briefe richtete, war einer seiner engsten und vertrautesten Mitarbeiter. Sein Vater war ein Grieche, seine Mutter eine Jüdin (Apg 16,1). Timotheus wurde bereits von klein auf im Wort Gottes unterwiesen (2. Tim 1,5; 3,14-15). Durch eine Begegnung mit Paulus kam er zum Glauben an das Evangelium (1. Kor 4,17; 1. Tim 1,2; 2. Tim 1,2). Als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise wieder nach Lystra kam, traf er dort Timotheus und berief ihn zu seinem Mitarbeiter (Apg 16,1-3). Aus dem weiteren Leben des Timotheus sollen einige wichtige Ereignisse erwähnt werden:
  • Er begleitete Paulus - zusammen mit Silas - auf seiner zweiten Missionsreise (Apg 16,3; 17,14-15).
  • Paulus sandte ihn zwischendurch nach Thessalonich, um die Gemeinde dort zu stärken (1. Thess 3,1-6).
  • In Korinth traf Timotheus wieder mit Paulus zusammen und unterstützte ihn in seinem Dienst (Apg 18,5). Von dort aus schrieb Paulus auch die beiden Thessalonicherbriefe, in denen er Timotheus am Anfang der Briefe als Mitverfasser erwähnt.
  • Timotheus begleitete Paulus z. T. auch auf seiner dritten Missionsreise. Als sie in Ephesus waren, sandte Paulus Timotheus und Erastus nach Mazedonien (Apg 19,22).
  • In Ephesus schrieb Paulus den 1. Korintherbrief und kündigte darin an, dass Timotheus zu ihnen kommen werde (1. Kor 4,17; 16,10-11).
  • Bei der Abfassung des 2. Korintherbriefes in Mazedonien war Timotheus wieder mit Paulus zusammen (2. Kor 1,1). Auf der Rückreise des Apostels nach Jerusalem wird Timotheus noch einmal mit ihm zusammen erwähnt (Apg 20,4). Wahrscheinlich begleitete er Paulus nicht bis nach Jerusalem. Die Reise des gefangenen Apostels nach Rom hat Timotheus nicht miterlebt.
  • Während der ersten Gefangenschaft des Paulus in Rom hat Timotheus ihn dort wieder getroffen (Phil 1,1; 2,19; Kol 1,1; Phil 1).
  • Über das Leben des Paulus nach seiner Freilassung aus der ersten römischen Gefangenschaft wissen wir nicht viel. Seit dieser Zeit lässt sich auch der weitere Lebensweg des Timotheus nur noch schwer nachvollziehen. Es wird angenommen, dass sich Paulus in Mazedonien befand und frei war, als er den 1. Timotheusbrief und den Titusbrief schrieb. Timotheus hat zu der Zeit wahrscheinlich gerade in der Gemeinde in Ephesus gedient (1. Tim 1,3).
  • Als Paulus den 2. Timotheusbrief aus der zweiten Gefangenschaft in Rom schrieb, bat er darin Timotheus, möglichst bald zu ihm zu kommen (2. Tim 4,9.21).
  • Paulus, der mit Timotheus in besonderer Weise verbunden war (2. Tim 1,2-3), empfiehlt den Gemeinden seinen Mitarbeiter Timotheus als einen wahren Diener Jesu Christi (Phil 2,19-23; 1. Kor 4,17; 16,10-11).
  • Über die Gefangenschaft, in die Timotheus kam, und über seine Freilassung wissen wir keine Einzelheiten (Hebr 13,23).
  • Timotheus hatte die besondere Gabe eines Evangelisten. Paulus riet ihm, die Gabe, die er empfangen hatte, nicht außer acht zu lassen, sondern sie neu zu beleben (1. Tim 4,5.14; 2 Tim 1,6).

Zweck

1. Timotheus

  • Im ersten Timotheusbrief gibt Paulus Anweisungen über die Aufgaben des Timotheus in der Gemeinde für die Zeit seiner Abwesenheit (1. Tim 3,15).
  • Timotheus soll für seinen Dienst in der Gemeinde ermutigt werden (1. Tim 1,3;4,6.12). Paulus ermahnt ihn, gegen falsche Lehren anzugehen (1. Tim 1,3-7; 4,1-6).
  • Die Gemeindeordnung, Gemeindeleitung und das richtige Verhalten in der Gemeinde werden näher beschrieben, damit die Gemeinde eine größere Festigkeit bekommt.

2. Timotheus

  • Im zweiten Timotheusbrief fordert Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus auf, an der wahren Lehre festzuhalten, gegen falsche Lehren vorzugehen und im Dienst treu zu sein.
  • Dieser Brief, den Paulus wieder aus dem Gefängnis schrieb (2. Tim 1,8.16; 2,9; 4,16), gibt wichtige persönliche Mitteilungen an Timotheus weiter (2. Tim 4,9.21).

Besonderheiten

  • Die Pastoralbriefe sind besonders wichtig für ein richtiges Verständnis über die Ordnung und das Leben innerhalb einer christlichen Gemeinde.
  • Einige Begriffe, die besonders häufig in den Hirtenbriefen vorkommen, sind: 
    • „Gott, unser Heiland“ (1. Tim 1,1; 2,3; Tit 1,3; 2,10; 3,4), 
    • „Mensch Gottes“ (1. Tim 6,11; 2. Tim 3,17), 
    • „wahr ist…“ (1. Tim 1,15; 4,9), 
    • „du aber“ (1. Tim 6,11; 2. Tim 3,10.14; 4,5; Tit 2,1), 
    • „rechte, wahre Lehre“ (1. Tim 1,10; 2. Tim 1,13; 4,3; Tit 1,9; 2,1).

Einteilung

1. Timotheus: Gemeindeordnung

Die gesunde Lehre in der Gemeinde (1. Tim 1)

  1. Verfasser, Empfänger, Gruß (1. Tim 1,1-2)
  2. Ermahnung, falsche Lehren fernzuhalten (1. Tim 1,3-11)
  3. Lobpreis Gottes für die von Paulus erfahrene Gnade (1. Tim 1,12-17)
  4. Paulus vertraut seine Botschaft Timotheus an (1. Tim 1,18-20)

Die Ordnungen in der Gemeinde (1. Tim 2-3)

  1. Das Gebet (1. Tim 2,1-8)
  2. Die Frauen (1. Tim 2,9-15)
  3. Die Bischöfe (1. Tim 3,1-7)
  4. Die Diakone (1. Tim 3,8-139
  5. Der Zweck des Briefes (1. Tim 3,14-16)

Warnung vor falscher Lehre (1. Tim 4)

  1. Falsche Enthaltsamkeit (1. Tim 4,1-5)
  2. Der Dienst und das Vorbild des Timotheus (1. Tim 4,6-16)

Das richtige Verhalten in der Gemeinde (1. Tim 5-6)

  1. Männer und Frauen (1. Tim 5,1-2)
  2. Witwen (1. Tim 5,3-16)
  3. Älteste (1. Tim 5,17-25)
  4. Sklaven (1. Tim 6,1-2)
  5. Irrlehrer und Gewinnsüchtige (1. Tim 6,3-10)
  6. Ermahnung zum guten Glaubenskampf (1. Tim 6,11-16)
  7. Reiche Christen (1. Tim 6,17-21)

2. Timotheus: Ermutigung zum Gemeindedienst

Ermahnung zur Treue (2. Tim 1-2)

  1. Verfasser, Empfänger, Gruß (2. Tim 1,1-2)
  2. Der gemeinsame Auftrag des Paulus und Timotheus (2. Tim 1,3-18)
  3. Ein treuer Diener Jesu Christi (2. Tim 2,1-13)
  4. Warnung vor unnützem Streit (2. Tim 2,14-26)

Der Kampf gegen falsche Lehre (2. Tim 3-4)

  1. Der Abfall vom Glauben in der letzten Zeit (2. Tim 3,1-9)
  2. Die Bewahrung vor dem Abfall (2. Tim 3,10-13)
  3. Die Bedeutung der Heiligen Schrift (2. Tim 3,14-17)
  4. Die Treue im Dienst bis zur Vollendung (2. Tim 4,1-8)
  5. Persönliche Mitteilungen und Grüße (2. Tim 4,9-22)
 

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist