Die Apostelgeschichte -  Christus baut seine Gemeinde

 
In der zweiten Hälfte von Lukas Meisterstück, der Apostelgeschichte, finden wir einen Bericht über die frühe Gemeinde.
Alle unterschätzten die Möglichkeit und die Kraft der Auferstehung Christi. Sogar diejenigen, die vorab gewarnt waren, wurden davon überrascht. Die Wahrheit seines Sieges über den Tod veränderte die Leben seiner Nachfolger nachhaltig und grundlegend. Sie wurden zu lebendigen Zeugen der Auferstehung Jesu und die gute Nachricht breitete sich aus wie ein Buschfeuer. Die ersten Jünger hatten nicht nur eine brennende Botschaft zu verkünden, sie waren auch innerlich motiviert durch den besten Motivator, den man sich vorstellen kann - den Heiligen Geist. Ihre Reisen, Kämpfe und Siege veränderten den Lauf der Geschichte. Unter der Leitung des Heiligen Geistes trugen sie das Evangelium in die ganze Welt hinaus. Die Apostelgeschichte beschreibt das Wirken der herausragendsten Gestalten der ersten Jahre der Gemeinde. Doch der treffendere Titel dieses Buches wäre: „Die Taten des Heiligen Geistes durch die Apostel“, da das souveräne, alles leitende Wirken des Geistes viel bedeutender ist als alle menschlichen Leistungen. Es war das leitende, lenkende und bevollmächtigende Wirken des Heiligen Geistes, das die Gemeinde stärkte und bewirkte, dass sie zahlenmäßig und geistlich wuchs und immer einflussreicher wurde.
Autor und Abfassungszeit
Die ersten Verse der Apostelgeschichte und des Lukasevangeliums lassen uns vermuten, dass beide Bücher von derselben Person verfasst wurden, da der Empfänger in beiden Fällen Theophilus war. Der Schreiber der Apostelgeschichte verweist explizit darauf, dass er bereits zu einem früheren Zeitpunkt einen Brief an die geheimnisvolle Person mit Namen Theophilus geschrieben habe (Apg 1,1), einen Brief über das Leben Jesu. Die Schriften von Kirchenvätern wie Irenäus, Klemens von Alexandria, Tertullian, Origenes, Eusebius und Hieronymus bestätigen Lukas als Autor der Apostelgeschichte, ebenso wie der muratorische Kanon (ca. 170 n. Chr.). Da Lukas nur dreimal im NT erwähnt wird (Kol 4,14; 2. Tim 4,[[3]], Phim 24) und wir daher relativ wenig über ihn wissen, ist es unwahrscheinlich, dass jemand ein Schriftstück gefälscht und es als Werk von Lukas ausgegeben haben könnte. Ein Fälscher hätte sein Werk sicherlich einer bekannteren Person zugeschrieben, z.B. einem der zwölf Apostel.
Schlüsselpersonen 
  • Petrus - einer der zwölf Jünger Jesu, genannt „der Fels“ (Apg 1,13 - 12,18; 15,7-14)
  • Johannes - einer der zwölf Jünger Jesu, genannt „der Jünger, den Jesus liebte“ (Apg 1,13; 3,1 - 4,31; 8,14-25; siehe Joh 21,20)
  • Jakobus - einer der zwölf Jünger Jesu; der erste, der der für seinen Glauben an Christus mit dem Märtyrertod bezahlte (Apg 1,13; 12,1-2)
  • Stephanus - wurde in der frühen Gemeinde mit der Verteilung von Lebensmittel beauftragt; er bezahlte seinen Glauben an Christus mit dem Märtyrertod (Apg 6,3 - 8,2; 22,20)
  • Philippus - wurde in der frühen Gemeinde mit der Verteilung von Lebensmittel beauftragt; einer der ersten Missionare in Samarien (Apg 1,13; 6,5; 8,1-40; 21,8) 
  • Paulus - neutestamentlicher Schreiber und Missionar; ursprünglich nannte man ihn Saulus; vor seine Bekehrung ein Verfolger der Gemeinde (Apg 7,58 - 8,3; 9,1-30; 11,25-30; 12,25 - 28,30)
  • Barnabas - der Name bedeute „Sohn der Ermutigung“; reiste als Missionar mit Paulus und später mit Johannes Markus (Apg 4,36; 9,27; 11,22 - 15,39) 
  • Kornelius - römischer Offizier, einer der ersten Heidenchristen (Apg 10,1-48) 
  • Timotheus - ein Mitarbeiter Paulus; später ein Hirte in der Gemeinde in Ephesus (Apg 16,1 - 20,4)
  • Lydia - Gläubige, die Paulus und Silas beherbergte; Purpurhändlerin (Apg 16,13-40) 
  • Silas - diente als Missionar mit Paulus, Timotheus und Petrus (Apg 15,22 - 18,5) 
  • Apollos - Alexandrinischer Prediger, der in Achaia diente; angeleitet von Aquilla und Priscilla (Apg 18,24 - 19,1)
  • Felix - Römischer Statthalter in Judäa; kümmerte sich gemeinsam mit Herodes Agrippa II. um die gegen Paulus vorgebrachte Anklage (Apg 23,24 - 25,14)
  • Festus - Nachfolger von Felix als Statthalter; kümmerte sich gemeinsam mit Herodes Agrippa II. um die gegen Paulus vorgebrachte Anklage (Apg 24,27 - 26,32)
  • Herodes Agrippa II. - kümmerte sich gemeinsam mit Festus um die gegen Paulus vorgebrachte Anklage; reagierte auf das Evangelium mit Sarkasmus (Apg 25,13 - 26,32)
  • Lukas - ein Arzt, der mit Paulus reiste; Autor der Apostelgeschichte (Apg 16,10 - 28,31)
Hintergrund und Umfeld
Lukas’ Absicht beim Schreiben der Apostelgeschichte und seines Evangeliums bilden zusammen ein Ganzes, sie ergänzen sich. Wie Lukas im Prolog seines Evangeliums erklärt, verfolgte er mit seinem Werk den Zweck, Theophilus und anderen Lesern „einen Bericht über die Tatsachen“ zu liefern (Lk 1,1), was Jesus während der Zeit seines irdischen Wirkens getan hatte. Dementsprechend beschrieb Lukas in seinem Evangelium diese bedeutenden Ereignisse „der Reihe nach“ (Lk 1,3). Die Apostelgeschichte setzt diesen Bericht fort und beschreibt, was Jesus durch die Urgemeinde getan hat. Mit Jesu Himmelfahrt beginnend, über die Geburt der Gemeinde am Pfingsttag bis hin zu Paulus Evangeliumsverkündigung in Rom schildert die Apostelgeschichte die Verbreitung des Evangeliums und das Wachstum der Gemeinde (vgl. Apg 1,15; 2,41.47; 4,4; 5,14; 6,7; 9,31; 12,24; 13,49; 16,5; 19,20). Außerdem beschreibt sie den wachsenden Widerstand gegen das Evangelium (vgl. Apg 2,13; 4,1-22; 5,17-42; 6,9 - 8,4; 12,1-5; 13,6-12.45-50; 14,2-6.19.20; 16,19-20; 17,5-9; 19,23-41; 21,27-36; 23,12-21; 28,24).
Genau wie das Lukasevangelium beginnt auch die Apostelgeschichte mit einer Widmung an Theophilus, dessen Name „Gottesfreund“ bedeutet. Abgesehen von seiner Erwähnung im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte, ist Theophilus in der Geschichtsschreibung jedoch unbekannt. Ob er ein gläubiger Christ war, den Lukas unterwies, oder ein Heide, den Lukas zur Bekehrung führen wollte, wissen wir nicht. Dass Lukas ihn als „vortrefflichsten Theophilus“ (Lk 1,3) anredet, legt nahe, dass er ein bedeutender römischer Beamter war (vgl. Apg 24,3; 26,25). Weitere Beispiele solcher Anreden finden wir in Apostelgeschichte 24,3 und 26,25.
Die Apostelgeschichte beginnt in Jerusalem und endet in Rom. Lukas Bericht umfasst die Verbreitung der guten Nachricht im gesamten römischen Reich. Er gewährt uns einen Einblick, wie Gott „den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan hatte“ (Apg 14,27).
Schlüssellehren 
  • Die Gründung und der Bau der Gemeinde - die Geschichte über die Ausbreitung des Glaubens (Apg 2,1; 4,23-24.32-37; 9,31; Mt 16,18; Röm 12,5; 1. Kor 10,17; 12,12; Gal 3,28; Eph 4,15-16; 1. Tim 3,15; Offb 19,8)
  • Das Werk und Wirken des Heiligen Geistes - wie der Geist Gottes die Gemeinde und einzelne Gläubige leitet (Apg 1,8; 2,2-4.16-18.38; 4,8; 8,29; 11,12; 13,2; 16,6; 21,11; 1. Mo 6,3; 4. Mo 11,25-27; Neh 9,30; Jes 48,16; Sach 7,12; Joh 15,26; Röm 8,16.26; 1. Kor 2,4.9-10; Hebr 2,4; 1. Joh 3,24; 4,13; Offb 2,7.11.29)
Gottes Wesen 
  • Gott ist zugänglich (Apg 14,27)
  • Gott ist herrlich (Apg 7,2.55)
  • Gott ist gut (Apg 14,17)
  • Gott ist gerecht (Apg 17,31)
  • Gott ist der Höchste (Apg 7,48)
  • Gott hält seine Versprechen (Apg 1,4; 2,33.39; 7,17; 13,22-23.32; 26,6-7)
  • Gott ist vorhersehend (Apg 1,26; 3,17-18; 12,5; 17,26; 27,22.31-32)
  • Gott ist rechtschaffen (Apg 17,31)
  • Gott ist weise (Apg 15,18)
Christus 
In der Apostelgeschichte wird uns geschildert, wie Christus den Dienst seinen Jüngern übertrug. Ihre Aufgabe bestand darin, den auferstandenen Christus zu verkünden und den großen Missionsbefehl (Mt 28,19-20) zu erfüllen. Sie sollten die durch Jesus gewirkte bezeugen (Apg 4,12; 10,43).
Schlüsselworte 
  • Geist: Griechisch pneuma (Apg 2,4; 5,9; 8,39; 10,19; 11,12; 16,7; 19,21; 23,9) - stammt von dem Verb pneo, das „atmen“ oder „hauchen“ bedeutet. Manchmal wird es für den Wind und zuweilen auch für des Leben selbst benutzt (siehe Joh 3,8; Offb 10,43). Es kann sich auf das Leben von Engeln (Hebr 1,14), Dämonen (Lk 4,33) und Menschen (7,59) beziehen. Wir finden dieses Wort aber auch in Verbindung mit dem Geist Gottes (1. Kor 2,11), das ist der Heilige Geist (Mt 28,19), die dritte Person der Trinität, die in den Gläubigen wohnt (Jak 4,5; 1. Joh 4,13). Dieser Geist wird auch „der Geist Jesu Christi“ genannt (Phil 1,19); in gewissen Manuskripten finden wir an der Stelle Apostelgeschichte 16,7 auch der Geist Jesu. Dies verdeutlicht die enge Verbundenheit zwischen den Werken Jesu und dem Geist, der dieses Buch, sowie auch das Lukasevangelium, durchzieht. Während der Zeit, da Jesus auf dieser Welt war, übernahm er die Aufgabe, seine Jünger zu führen und zu leiten; jetzt, d.h. nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt, hat er diese Aufgabe dem Geist, dem Geist Jesu, übertragen. 
  • Gnade: Griechisch charis (Apg 4,33; 11,23; 13,43; 14,26; 15,11; 18,27; 20,32) - entspricht wahrscheinlich dem hebräischen Wort chesed und bedeutet „Güte und Freundlichkeit“, ein Ausdruck, der von den Psalmisten oft gebraucht wird, um das Wesen Gottes zu umschreiben. Im NT drückt das Wort charis meistens Gottes Wohlwollen oder seine Güte aus, es beinhaltet aber auch den Gedanken von „das, was Freude gibt/macht“ oder „ein unverdientes, freies Geschenk“. Dieser Verwendung von Gnade sollten wir unsere Aufmerksamkeit schenken, denn es war der Lieblingsausdruck von Paulus, wenn es darum ging, das unverdiente Geschenk der Rettung Gottes zu beschreiben. Auch Lukas benutzt diesen Ausdruck hier genau in demselben Sinne. 
  • Beisammen: Griechisch epi to auto (Apg 1,15; 2,1.44) - ein Idiom mit der Bedeutung „auf dasselbe Ziel hin“ oder „am selben Ort“; es vermittelt den Gedanken einer gemeinsamen Absicht und kollektiver Einheit. In der frühen Gemeinde kam diesem Ausdruck eine spezielle Bedeutung zu, da er auf die Einheit des Leibes Christi hinwies. Die Glieder der Gemeinde versammelten sich nicht nur regelmäßig, sondern sie lebten auch in Gütergemeinschaft und gegenseitiger Hingabe mit einem vereinten Eifer.
Gliederung
Prolog (Apg 1,1-8)
Das Zeugnis in Jerusalem (Apg 1,9 - 8,3)
  • Die Vorgeschichte der Gemeinde (Apg 1,9-26)
  • Die Geburt der Gemeinde (Apg 2,1-47)
  • Das Wachstum der Gemeinde (Apg 3,1 - 8,3)
Das Zeugnis in Judäa und Samaria (Apg 8,4 - 12,25)
  • Das Evangelium kommt zu den Samaritern (Apg 8,4-25)
  • Die Bekehrung eines Heiden (Apg 8,26-40)
  • Die Bekehrung des Saulus (Apg 9,1-31)
  • Das Evangelium kommt nach Judäa (Apg 9,32-43)
  • Das Evangelium kommt zu den Heiden (Apg 10,1 - 11,30)
  • Die Verfolgung durch Herodes (Apg 12,1-25)
Das Zeugnis bis an die Enden der Erde (Apg 13,1 - 28,31)
  • Paulus erste Missionsreise (Apg 13,1 - 14,28)
  • Das Konzil in Jerusalem (Apg 15,1-35)
  • Paulus zweite Missionsreise (Apg 15,36 - 18,22)
  • Paulus dritte Missionsreise (Apg 18,23 - 21,16)
  • Paulus Verhöre in Jerusalem und Cäsarea (Apg 21,17 - 26,32)
  • Paulus Romreise (Apg 27,1 - 28,31)
Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
Die Römer lernen von den Galliern, wie man Seife zu Reinigungszwecken einsetzt.
Häufig auftauchende Fragen
1. Welche Beweise gibt es in der Apostelgeschichte für die Verfasserschaft Lukas, wo doch sein Name nie erwähnt wird?
Das Fehlen des Namens des Autors ist keine unübliche Herausforderung, wenn es darum geht, die Verfasserschaft eines Bibelbuches zu bestimmen. Etliche Bücher der Bibel lassen keine offensichtlich menschliche Verfasserschaft erkennen. In den meisten Fällen helfen uns aber innere und externe Zeugnisse, den Autor mit gutem Gewissen festlegen zu können. Diese anfängliche Anonymität birgt aber auch einen Vorteil in sich, sie ruft uns nämlich immer wieder ins Gedächtnis, das die Bibel ein vom Heiligen Geist inspiriertes Buch ist. Es mag zwar mit einigem Aufwand verbunden sein, den menschlichen Verfasser zu ermitteln, doch im Hinblick auf den ursprünglichen Autoren bleiben keine Fragen offen.
Das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte weisen etliche Merkmale auf, die auf einen gemeinsamen Verfasser hindeuten. Sie richten sich an dieselbe Person - Theophilus (Lk 1,3; Apg 1,1). Stilistisch sind sie sich sehr ähnlich und das zweite Buch nimmt für sich in Anspruch, eine Weiterführung des ersten zu sein.
Lukas befand sich in einer einzigartigen Position, als er die Apostelgeschichte schrieb. Er war Paulus’ enger Freund, Reisebegleiter und persönlicher Arzt (Kol 4,14). Er war ein akribischer Forscher (Lk 1,1-4) und sorgfältiger Historiker, der offensichtlich vertraut war mit dem römischen Recht und Brauchtum und mit der Geografie Palästinas, Kleinasiens und Italiens. Beim Verfassen der Apostelgeschichte zog Lukas schriftliche Quellen heran (Apg 15,23-29; 23,26-30) und befragte außerdem sicherlich Schlüsselpersonen wie Petrus, Johannes und andere Gläubige der Jerusalemer Gemeinde. Während Paulus zweijähriger Haftzeit in Cäsarea (Apg 24,27) hatte Lukas reichlich Gelegenheit, Philippus und seine Töchter zu befragen (die als bedeutende Informationsquellen über die Anfangszeit der Gemeinde gelten). Dass Lukas häufig Personalpronomen in der ersten Person Plural verwendet („wir“ und „uns“; Apg. 16,10-17; 20,5 - 21,18; 27,1 - 28,16), zeigt letztendlich, dass er viele in der Apostelgeschichte beschriebene Ereignisse als Augenzeuge miterlebt hat.
2. Was können wir anhand der Apostelgeschichte lernen hinsichtlich der speziellen Rolle des Heiligen Geistes in diesem Buch?
Beim Studium der Lehre der Apostelgeschichte ist besondere Vorsicht geboten. Wir müssen nämlich unterscheiden zwischen Beschreibung und Anweisungen/Verordnungen. Dieser Unterschied spielt eine entscheidende Rolle bei der Auslegung historischer Bibelbücher. Wenn die Bibel ein bestimmtes Ereignis schildert, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sich dieses wiederholen wird oder sollte.
Der Heilige Geist ist der versprochene Helfer und Tröster (Joh 14,17). Sein Kommen wird in der Apostelgeschichte beschrieben und wird begleitet von eindrücklichen seh- und hörbaren Zeichen (Apg2,1-13), die sich auch zu späteren Zeitpunkten noch einige Male wiederholt haben, jedoch nicht immer; sie ereigneten sich nur sehr selektiv (Apg 8,14-19; 10,44-48; 19,1-7). Es handelt sich hierbei um Ausnahmesituationen und es wird uns berichtet, dass die Gläubigen bei diesen Begebenheiten den Heiligen Geist empfingen oder von ihm erfüllt wurden. In jedem dieser Fälle fehlen aber das laute Geräusch und die Feuerzungen, die wir beim ersten Kommen vorfinden (Apg 2,1-13). Die Leute redeten aber in Zungen/Sprachen, die sie selbst nicht verstanden; andere, die dabei waren, erkannten die Sprachen jedoch.
Diese Erfahrungen dürfen uns nicht zu der Schlussfolgerung verleiten, aus den damaligen Ereignissen eine Lehre für das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist zu formulieren. Gläubige von heute sollten nicht erwarten, dass sie dieselben Erfahrungen von damals, sprich Feuerzungen und Sprachenrede, machen, wenn sie zum Glauben kommen. Selbst in der Apostelgeschichte waren echte Bekehrungen nicht immer zwangsläufig von außergewöhnlichen Zeichenwirkungen des Heiligen Geistes begleitet. Z.B. sehen wir, wie 3000 Leute am selben Tag (Pfingsten) zum Glauben kommen und getauft werden (Apg 2,41). Obwohl der Pfingsttag mit dramatischen Ereignissen begann, wird im Zusammenhang mit diesen 3000 neuen Gläubigen nichts von diesen Wunderzeichen erwähnt. Wie kommt es also, dass Zungenrede bei manchen Bekehrungen als Begleitphänomen auftrat? Höchstwahrscheinlich sollte damit angezeigt werden, dass Gott Gläubige aus unterschiedlichsten Gruppierungen in die Gemeinde zog. Jede neue Gruppe wurde auf spezielle Art und Weise vom Heiligen Geist willkommen geheißen. So setzte sich die Gemeinde aus Samaritern (Apg 8,14-19), Heiden (Apg 10,44-48) und Gläubigen aus dem alten Bund (Apg 19,1-7) zusammen und die Einheit der Gemeinde wurde sichergestellt. Um diese Einheit zu festigen, war es jedoch unumgänglich, dass sich gewisse Ereignisse, wie wir sie am Pfingsttag unter Juden sahen, wiederholten. D.h. die Apostel waren anwesend und das Kommen des Heiligen Geistes wurde von denselben Sprachen, die wir an Pfingsten auch vorfanden, begleitet.
3. In welcher Beziehung steht die Taufe im Heiligen Geist (1. Kor 12,13) mit dem Wirken des Heiligen Geistes in der Apostelgeschichte?
In der Apostelgeschichte finden wir einige Situationen, wo beschrieben wird, wie der Heilige Geist auf jemanden „fiel“, ihn „erfüllte“ oder „über ihn kam“ (Apg 2,4; 10,44; 19,6). Petrus bezeichnet diese Ereignisse als Erfüllung der Prophezeiungen aus Joel (Apg 2,28-32). Das gesamte Neue Testament vor Augen habend müssen wir jedoch festhalten, dass es sich hierbei weder um dasselbe, noch um einen Ersatz dessen handelt, was Johannes der Täufer (Mk 1,8) und Paulus (1. Kor 12,13) als die Taufe mit dem Heiligen Geist darstellten. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist ein einmaliger Akt, durch den ein Gläubiger in den Leib Christi eingepflanzt wird. Das Erfülltsein mit dem Geist wiederum ist das Resultat eines vom Geist kontrollierten Lebens, wozu Gott die Gläubigen anhält (Eph 5,18). Petrus und andere, die dieses besondere Erfülltsein an Pfingsten erlebten (Apg 2,4), wurden später erneut mit dem Geist erfüllt (Apg 4,8.31; 6,5; 7,55) und verkündeten in der Folge das Wort Gottes mit großer Freimütigkeit. Und das war erst der Anfang! Das Erfülltsein mit dem Heiligen Geist wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, nicht nur auf das freimütige Reden (Eph 5,18-31).
11. Kurzstudium zur Apostelgeschichte/einige Fragen
  • Bei welchem Ereignis aus der Apostelgeschichte wärst du am liebsten auch mit dabei gewesen? Warum?
  • Wie begann die Gemeinde? Wie wuchs sie?
  • Welche unterschiedlichen Formen des Widerstandes erlebte die frühe Gemeinde?
  • Die Christen von damals teilten ihren Glauben auf unterschiedliche Art und Weise. Wie?
  • Woran erkannte man das Kommen des Heiligen Geistes in der frühen Gemeinde und wie wurde er begrüßt/empfangen?
  • Wie trägst du das Evangelium nach Jerusalem, Judäa, Samaria und bis an die Enden der Welt? Wo ist dein Missionsfeld? (Apg 1,8).
Impressum
John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de 
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2
 

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist