Das Evangelium nach Matthäus - Jesus ist der verheißene Messias
 
Matthäus konzentrierte sich darauf, seine jüdischen Brüdern zu lehren, dass ihre Hoffnungen in Jesus erfüllt wurden.
Obwohl alle Verfasser der Evangelien dieselbe Biografie schrieben, unterscheiden sie sich in ihrer Vorgehensweise doch voneinander. Matthäus zeigt uns Jesus als den verheißenen König. Indem er immer wieder auf die in Jesus erfüllten atl. Verheißungen in Bezug auf den Messias verweist, bekräftigt er diese Behauptung.
Autor und Abfassungszeit
Verfasst von Matthäus zwischen 50 und 70 n. Chr.
Eines Tages ging Jesus in der Nähe von Kapernaum am Zollhaus des Matthäus vorbei und forderte ihn auf, ihm nachzufolgen. Matthäus, auch Levi genannt, ließ sofort alles stehen und liegen und folgte Jesus nach. Seine persönlichen Charaktereigenschaften behielt er aber und sie beeinflussten auch das Evangelium, das er schreiben würde. Seine Erfahrungen als Zöllner spiegeln sich in seinem Evangelium auf unverkennbare Art und Weise wider. Er schrieb vom Standpunkt eines Buchhalters. Seine Version des Lebens Jesu misst Kategorien einen höheren Wert zu, als der chronologischen Abfolge der Ereignisse. Folglich werden Wunder, Gleichnisse und Reden nach Kategorien geordnet und nicht chronologisch aufgelistet.
Matthäus bemühte sich auch, die Ansprüche Christi mit einzubeziehen. Er verwies oft auf die Reden und Taten Jesu um aufzuzeigen, dass sie eine Erfüllung alttestamentlicher Prophezeiungen darstellten. Sein Griechisch legt womöglich nahe, dass er als israelitischer Jude an hellenistische Juden außerhalb Israels schrieb. Viele der von ihm beschriebenen Ereignisse hatte er als Augenzeuge erlebt und er bezeugt daher die Worte und Werke Jesu aus erster Hand.
Schlüsselpersonen 
  • Jesus - der verheißene Messias und König der Juden (Mt 1,1 - 28,20) 
  • Maria - die Mutter des Messias (Mt 1,1 - 2,23; 13,55)
  • Josef - Ehemann der Maria und ein Nachfahre Davids, somit stammt Jesus aus der königlichen Linie (Mt 1,16 - 2,23)
  • Johannes der Täufer - Prophet und Vorläufer, der das Kommen Christi ankündigte (Mt 3,1-15; 4,12; 9,14; 11,2-19; 14,1-12)
  • Die zwölf Apostel - Simon Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Jakobus (der Sohn des Alphäus), Thaddäus, Simon, Judas Ischariot, 12 von Jesus erwählte Männer, um ihn in seinem Dienst auf der Erde zu unterstützen (Mt 4,18-22; 5,1; 8,18-27; 9,9 - 28,20) 
  • Religiöse Führer - bestehend aus Pharisäern und Sadduzäern; zwei religiöse Gruppierungen, die sich zusammenschlossen in ihrem Hass gegen Jesus (Mt 3,7-10; 5,20; 9,11-34; 12,10-45; 15,1-20; 16,1-12; 19,1-9; 21,23 - 28,15)Kaiphas - Hoherpriester und Führer der Sadduzäer; führte einen illegalen Prozess gegen Jesus und bewirkte dadurch seinen Tod (Mt 26,3.4.57-68) 
  • Pilatus - römischer Statthalter, der die Kreuzigung Jesu anstelle von Barabbas anordnete (Mt 27,1-65)
  • Maria Magdalena - hingegebene Nachfolgerin Jesu; die erste Person, die Jesus nach seiner Auferstehung sah (27,56 - 28,11)
3. Hintergrund und Umfeld
Das jüdische Kolorit des Matthäusevangeliums ist unverkennbar und wird schon im einleitenden Stammbaum deutlich, den Matthäus auf Abraham zurückführt. Im Gegensatz dazu geht Lukas, der Christus als den Erlöser der Menschheit darstellt, ganz zum Anfang bis zu Adam zurück. Matthäus verfolgt eine klare Absicht: Er will zeigen, dass Christus der König und Messias Israels ist. Dieses Evangelium zitiert über 60 Mal prophetische Abschnitte aus dem Alten Testamentes, um hervorzuheben, dass Christus die Erfüllung all dieser Verheißungen ist.
Dass der Leserkreis des Matthäus vorwiegend jüdisch war, ist außerdem aus etlichen Tatsachen ersichtlich:
  1. Im Gegensatz zu den anderen Evangelisten zitiert er gewöhnlich jüdische Bräuche, ohne sie zu erklären (vgl. Mk 7,3; Joh 19,40).
  2. Er bezeichnet Christus immer wieder als „Sohn Davids“ (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,9.15; 22,42.45).
  3. Matthäus achtet sogar auf die jüdische Scheu vor dem Aussprechen des Namens Gottes und verwendet den Ausdruck „Reich der Himmel“, wo die anderen Evangelisten vom „Reich Gottes“ sprechen.
  4. Alle wichtigen Themen gründen im Alten Testament und werden ins Licht der Messiaserwartung Israels gestellt.
Seine Absicht ist klar: Er will zeigen, dass Jesus der lange erwartete Messias des jüdischen Volkes ist. Sein häuf ges Zitieren aus dem Alten Testament will die Identität des verheißenen Messias mit dem Christus der Geschichte auf zeigen. Diesen Zweck verliert Matthäus nie aus den Augen und er führt sogar viele beiläufige Details aus den alttestamentlichen Prophezeiungen an, um Jesu messianischen Anspruch zu beweisen (z.B. Mt 2,17.18; 4,13-15; 13,35; 21,4.5; 27,9.10).
Schlüssellehren 
  • Jesus ist der Messias - auch Christus genannt; verheißen im Alten Testament als der Erwartete, der für die Sünden der Welt sterben würde (Mt 2,17-18; 4,13-15; 13,35; 21,4-5; 27,9-10; 1. Mo 49,10; 5. Mo 18,15-18; 2. Sam 7,12-14; Jes 52,13 - 53,12; Dan 9,26; Mi 5,1-4; Mk 1,1; Lk 23,2-3; Joh 4,26; Apg 18,28)
Gottes Wesen 
  • Gott ist zugänglich (Mt 6,6; 27,51)
  • Gott ist gut (Mt 5,45; 19,17)
  • Gott ist heilig (Mt 13,41)
  • Gott ist langmütig (Mt 23,37; 24,48-51)
  • Gott ist vollkommen (Mt 5,48)
  • Gott ist mächtig (Mt 6,13; 10,28; 19,26; 22,29)
  • Gott ist vorhersehend (Mt 6,26.33-34; 10,9.29-30)
  • Gott ist einzigartig (Mt 19,17)
  • Gott ist eins (Mt 4,10; 19,17)
  • Gott ist weise (Mt 6,8.18; 10,29-30; 24,36)
  • Gott ist zornig (Mt 10,28; 25,41)
Christus
Matthäus schreibt hauptsächlich an Juden und verteidigt Jesu Stellung als König und Messias Israels. Aus diesem Grund zitiert er auch über 60 Mal prophetische Abschnitte aus dem Alten Testament, um hervorzuheben, dass Christus die Erfüllung all dieser Verheißungen ist. Indem er Jesus immer wieder „Sohn Davids“ nennt, weist er auf seine königliche Abstammung hin (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30; 21,9.15; 22,42.45).
Schlüsselworte 
  • Jesus: Griechisch Iesous (Mt 1,1; 4,23; 8,22; 11,4; 19,1; 24,1; 26,52; 27,37) - entspricht dem hebräischen Namen Yeshua (Josua), wortwörtlich „der HERR wird retten“. Zur Zeit des Alten Testamentes war Jesus ein weit verbreiteter Name (Lk 3,29; Kol 4,11). Die Bedeutung dieses Namens zeugt aber in erster Linie von Jesu Erlösungswerk auf der Erde. Der Engel, der Josef die Botschaft überbrachte, bekräftigt die Wichtigkeit des Namens Jesu: „er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Mt 1,21). Nachdem Jesus sich für die Sünden seines Volkes opferte und von den Toten auferstand, verkündigten die ersten Apostel Jesus als den einzigen Retter (Apg 5,31; 13,23).
  • Christus: Griechisch Christos (Mt 1,1.18; 2,4; 11,2; 16,20; 23,8; 26,68; 27,22) - wortwörtlich „der Gesalbte“. Oft wird der Name Jesus Christus genannt, ohne dass man sich bewusst ist, dass es sich dabei eigentlich um ein Glaubensbekenntnis handelt. Messias, das entsprechende hebräische Wort für Christus, wurde im Alten Testament für Propheten (1. Kö 19,16), Priester (3. Mo 4,5.16) und Könige (1. Sam 24,7.11) benutzt, da sie alle mit Öl gesalbt wurden. Diese Salbung symbolisierte, dass sie von Gott für den Dienst geweiht waren. Jesus Christus war als Gesalbter Prophet, Priester und König in höchster und vollkommener Form (Jes 61,1; Joh 3,34). Mit seinem eindrücklichen Bekenntnis „du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (16,16) drückte Petrus seinen Glauben an Jesus, den verheißenen Messias, aus. 
  • Gesegnet: Griechisch makarios (Mt 5,3-5.11; 16,17; 24,46) - wortwörtlich „beglückt“ oder „glücklich“. Wir finden diesen Begriff in der klassischen griechischen Literatur, in der Septuaginta (die griechische Übersetzug des Alten Testaments) und im Neuen Testament; er beschreibt die Art von Glück und Freude, die ihren Ursprung einzig und alleine in Gott hat. Im Neuen Testament kommt makarios meistens im Passiv vor: Gott ist es, der Menschen segnet oder ihnen seine Gunst zukommen lässt. 
  • Das Reich der Himmel: Griechisch he basileia ton ouranon (Mt 3,2; 4,17; 5,3.10; 10,7; 25,1) - wortwörtlich „das Reich Gottes“. Juden vermieden es aus Respekt und Ehrerbietung, den Namen Gottes laut auszusprechen; stattdessen benutzten sie oft das Wort Himmel anstelle von Gott. Das Wort Himmel verweist auch auf das Reich Jesu. Jesus kündigte an, dass sein Reich in den Herzen seines Volkes wohnen würde. Dieses geistliche Reich erfordert innere Buße und nicht nur äußeren Gehorsam. Im Gegensatz zur Erwartung vieler Juden gewährte sein Reich Befreiung von Sünde und nicht die lang ersehnte politische Freiheit.
Gliederung
(Einleitung) Die Ankunft des Königs (1,1 - 4,25)
  • Seine Geburt (1,1 - 2,23)
  • Beginn seines öffentlichen Wirkens (3,1 - 4,25)
Die Autorität des Königs (5,1 - 9,38)
  • Rede: Die Bergpredigt (5,1 - 7,29)
  • Erzählung: Die bestätigenden Wunder (8,1 - 9,38)
Das Programm des Königs (10,1 - 12,50)
  • Rede: Die Aussendung der Zwölf (10,1-42)
  • Erzählung: Der Auftrag des Königs (11,1 - 12,50)
Die Feinde des Königs (13,1-17,27)
  • Rede: Die Gleichnisse vom Reich (13,1-52)
  • Erzählung: Anfeindung und das Reich (13,53 - 17,27)

Die Regierung des Königs (18,1 - 23,39)

  • Rede: Die kindliche Demut des Gläubigen (18,1-35)
  • Erzählung: Das Wirken in Jerusalem (19,1 - 23,39)

Das Erlösungswerk des Königs (24,1 - 28,15)

  • Rede: Die Ölbergrede (24,1 - 25,46)
  • Erzählung: Kreuzigung und Auferstehung (26,1 - 28,15)

(Epilog) Der Auftrag des Königs (28,16-20)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
Der erste Ringkampf, von dem in der Geschichte berichtet wird, findet in Japan statt.
10. Häufig auftauchende Fragen

1. Die ersten drei Evangelien weisen große Ähnlichkeit in der Formulierung auf. Wer hat von wem abgeschrieben?

Selbst ein flüchtiges Lesen der Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas macht deutlich, dass sowohl auffallende Ähnlichkeiten vorhanden sind (vgl. Mt 9,2-8; Mk 2,3-12; Lk 5,18-26) als auch bedeutsame Unterschiede eines jeden Verfassers in der Sichtweise des Lebens, des Dienstes und der Lehren Jesu. Die Frage, wie diese Ähnlichkeiten und Unterschiede zu erklären sind, ist als das „synoptische Problem“ bekannt geworden (syn bedeutet „zusammen“; optic bedeutet „sehen“).
Die zeitgenössische Lösung, die selbst unter den Evangelikalen verbreitet ist, findet sich in der Annahme, dass eine gewisse Form von literarischer Abhängigkeit zwischen den synoptischen Evangelien besteht. Die am stärksten akzeptierte Theorie zur Erklärung dieser angeblichen literarischen Abhängigkeit ist als die „Zwei-Quellen“ - Theorie bekannt. Laut dieser Hypothese wurde das Markus-Evangelium zuerst geschrieben, und Matthäus und Lukas verwendeten es anschließend als Quelle für ihre Evangelien. Befürworter dieser Ansicht vermuten eine nicht existierende zweite Quelle mit der Bezeichnung Q (hergeleitet vom deutschen Wort Quelle), und behaupten, dass dies angeblich die Quelle des Materials in den Evangelien von Matthäus und Lukas sei, das sich bei Markus nicht finden lässt. Sie argumentieren auf mehreren Ebenen der Beweisführung, um ihre Auffassung zu untermauern.
  1. Das Meiste im Markus-Evangelium findet bei Matthäus und Lukas seine Parallele. Da es aber viel kürzer als das von Matthäus und Lukas ist, müssen diese eine Erweiterung von Markus sein.
  2. Die drei Evangelien folgen der gleichen allgemeinen chronologischen Gliederung, aber wenn entweder Matthäus oder Lukas von Markus’ Chronologie abweichen, so stimmt der andere doch mit ihr überein. Anders ausgedrückt, Matthäus und Lukas weichen von Markus’ Chronologie nicht an derselben Stelle ab. Das, so wird behauptet, zeigt, dass Matthäus und Lukas das Evangelium von Markus für ihren historischen Rahmen verwendeten.
  3. In Passagen, die alle drei Evangelien beinhalten, stimmen die Formulierungen von Matthäus und Lukas selten miteinander überein, wenn sie sich von Markus’ Wortwahl unterscheiden. Befürworter der „Zwei-Quellen“ - Theorie sehen dies als Bestätigung, dass Matthäus und Lukas das Markus-Evangelium als Quelle heranzogen.
Eine Alternative zur „Zwei-Quellen“ - Theorie bietet sich aber an: Die synoptische Sicht. Die oben angeführten Argumente sind kein Beweis dafür, dass Matthäus und Lukas das Evangelium von Markus als Quelle verwendeten. In Wirklichkeit liegt die Beweislast deutlich zu Ungunsten einer solchen Theorie:
  • Das nahezu einmütige Zeugnis der Kirche bis zum 19. Jh. bestand darin, dass das Matthäus-Evangelium zuerst geschrieben wurde. Ein solch eindrucksvoller Beweis kann nicht ignoriert werden.
  • Warum sollte Matthäus, ein Apostel und Augenzeuge der Ereignisse im Leben Christi, sich auf Markus stützen (der kein Augenzeuge war) - ganz besonders hinsichtlich der Schilderung seiner eigenen Bekehrung?
  • Eine bedeutende statistische Analyse der synoptischen Evangelien hat ergeben, dass die Parallelen in ihrem Umfang viel geringer sind und die Unterschiede von größerer Bedeutung als allgemein angenommen. Vor allem die Unterschiede sprechen gegen eine literarische Abhängigkeit unter den Verfassern der Evangelien.
  • Da die Evangelien von historischen Ereignissen berichten, wäre es überraschend, wenn sie nicht der gleichen allgemeinen geschichtlichen Reihenfolge folgen würden. Die Tatsache, dass beispielsweise drei amerikanische Geschichtsbücher den Revolutionskrieg, den Bürgerkrieg, den 1. Weltkrieg, den 2. Weltkrieg, den Vietnam-Krieg und den Golf-Krieg in der gleichen chronologischen Abfolge behandeln, beweist nicht, dass die Autoren die Bücher der anderen gelesen haben. Eine allgemeine Übereinstimmung bezüglich des Inhalts ist kein Beweis für eine literarische Abhängigkeit.
  • Die Stellen, in denen sich Matthäus und Lukas übereinstimmend vom Markus-Evangelium unterscheiden (s. Argument 3 der „Zwei-Quellen“ - Theorie), machen sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas etwa ein Sechstel aus. Wenn sie das Markus-Evangelium als Quelle verwendet haben, gibt es keine befriedigende Erklärung, warum Matthäus und Lukas die Formulierungen von Markus im gleichen Umfang veränderten.
  • Die „Zwei-Quellen“ - Theorie legt keine Rechenschaft über den wichtigen Abschnitt im Markus-Evangelium ab (Mk 6,45 - 8,26), der von Lukas unerwähnt bleibt. Diese Auslassung lässt darauf schließen, dass Lukas keinen Einblick in das Evangelium von Markus hatte, als er seines schrieb.
  • Es gibt keinen historischen oder handschriftlichen Beweis, dass das Dokument Q jemals existierte; es ist eine reine Erfindung der modernen Skepsis und eine Möglichkeit, die wörtliche Inspiration der Evangelien zu leugnen.
  • Jede Theorie der literarischen Abhängigkeit unter den Verfassern der Evangelien übersieht die Bedeutung ihrer persönlichen Kontakte untereinander. Markus und Lukas waren beide Weggefährten von Paulus (vgl. Philemon 1,24); die frühe Gemeinde (einschließlich Matthäus) traf sich eine Zeit lang im Haus der Mutter von Markus (Apg 12,12); und Lukas hätte Matthäus problemlos während der zweijährigen Inhaftierung von Paulus in Cäsarea begegnen können. Solche Kontakte machen Theorien von gegenseitiger literarischer Abhängigkeit überflüssig.
Die einfachste Lösung für das synoptische Problem ist, dass ein solches Problem gar nicht existiert! Da Kritiker nicht in der Lage sind, eine literarische Abhängigkeit unter den Schreibern der Evangelien zu beweisen, besteht überhaupt keine Notwendigkeit, sie zu erklären. Die traditionelle Ansicht, dass die Verfasser der Evangelien von Gott inspiriert wurden und sie unabhängig voneinander schrieben - mit der Ausnahme, dass sie alle drei vom Heiligen Geist dazu getrieben wurden (2. Petr 1,20) - bleibt die einzig glaubhafte Auffassung.
2. Warum schildert Matthäus gewisse Ereignisse in einer anderen Reihenfolge als Markus oder Lukas?
Allgemein könnte man sagen, dass Matthäus das Leben Christi von einem thematischen Blickwinkel her betrachtet. Er unterteilt die Lehren Jesu in fünf Hauptkategorien/große Reden.
  • Die Bergpredigt (Kap. 5 - 7)
  • Die Aussendung der 12 Apostel (Kap. 10)
  • Die Gleichnisse des Reiches der Himmel (Kap. 13)
  • Die Ähnlichkeit zwischen Gläubigen und Kindern (Kap. 18)
  • Die Rede über sein zweites Kommen (Kap. 24 - 25)
Matthäus unternimmt keinen Versuch, sich an eine chronologische Schilderung der Ereignisse zu halten. Ein Vergleich zwischen den synoptischen Evangelien offenbart, dass er die Dinge frei anordnet, ohne sich dabei an ein bestimmtes Muster zu halten. Er beschäftigt sich mit Themen und weit gefassten Konzepten; die zeitliche Abfolge ist für ihn zweitrangig. Die Evangelien von Markus und Lukas halten sich hingegen enger an die chronologische Abfolge der Begebenheiten.
3. Warum sind drei ähnliche Evangelien nötig?
Leser, die die Evangelien sorgfältig untersuchen, werden feststellen, dass die unterschiedlichen Gesichtspunkte der Verfasser interessante Details offenbaren:
  1. Die Unterschiede zwischen den Evangelien kennzeichnen ihre Eigenständigkeit und verleihen ihnen Wert; zusammen betrachtet vermitteln sie uns eine Sicht für das Ganze.
  2. Die Gemeinsamkeiten unterstreichen den Tatbestand, dass sie dasselbe Ziel verfolgen und dieselbe Botschaft vermitteln. Die Berichte widersprechen sich nie, sondern sie ergänzen sich gegenseitig. Wenn wir sie als Einheit sehen, gewinnen wir eine umfassendere Erkenntnis der Person Jesu Christi.
4. Wie sollten wir die prophetischen Aussagen Jesu (zum größten Teil finden wir sie in Mt 24 - 25) auslegen?
Die prophetischen Abschnitte sind eine besondere Herausforderung für den Ausleger. Zum Beispiel enthält Jesu Ölbergrede (Mt 24,25) einige Details, die an Bilder der gewalttätigen Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. erinnern. Jesu Aussage in Matthäus 24,34 hat Einige zur Annahme veranlasst, dass sich all diese Dinge - zwar nicht wortwörtlich - in der damaligen römischen Eroberung erfüllt haben. Diese Sichtweise ist als „Präterismus“ bekannt. Das ist jedoch ein schwerwiegender exegetischer Fehler, der den Ausleger zwingt, in diesen Abschnitt vergeistlichte, allegorische Bedeutungen hineinzulesen, die gesunde exegetische Methoden nicht hergeben. Auch bei diesen Abschnitten muss die grammatisch-historische Methode der Hermeneutik befolgt werden, und das führt zu einer durchgängig futuristischen Auslegung der entscheidenden Prophezeiungen.

5. Warum unterscheidet sich das Geschlechtsregister in Matthäus von demjenigen in Lukas?

Die Geschlechtsregister Jesu, wie wir sie bei Matthäus und Lukas finden, weisen zwei bedeutende Unterschiede auf.
  1. Matthäus widmet sich dem Stammbaum Josefs, während Lukas sich dem von Maria zuwendet.
  2. Matthäus beginnt sein Geschlechtsregister mit Abraham. Sein Ziel ist es, die Verbindung zwischen Juden und Christus, sowie Gottes Plan zur Errettung darzustellen. Lukas hingegen beginnt mit Adam, da er Christus als den Erlöser der Menschheit präsentiert.
6. Berichtet Matthäus von Ereignissen, die wir in den anderen Evangelien nicht finden?
Matthäus schildert neun Begebenheiten aus dem Leben Jesu, die einzigartig für sein Evangelium sind.
  • Die Träume Josefs (Mt 1,20-24)
  • Der Besuch der Weisen (Mt 2,1-12)
  • Die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13-15)
  • Der Kindermord durch Herodes (Mt 2,16-18)
  • Die Buße Judas (Mt 27,3-10; aber siehe Apg 1,18-19)
  • Der Traum der Frau von Pilatus (Mt 27,19)
  • Weitere Auferstehungen (Mt 27,52)
  • Die Bestechung der Soldaten (Mt 28,11-15)
  • Der große Missionsauftrag (Mt 28,19-20)

Kurzstudium / einige Fragen

  • Was ist besonders an der Art und Weise wie Matthäus seinen Lebensbericht Jesu beginnt?
  • Wähle ein oder zwei Himmelsreich-Gleichnisse aus Mt 13 aus. Welches war der Hauptgedanke Jesu bei diesen Gleichnissen? Was wollte er uns damit vermitteln?
  • Welches sind die verschiedenen von Jesus behandelten Themen in der Bergpredigt (Mt 5 - 7)?
  • Matthäus präsentiert uns Jesus als König. Wie macht er das?
  • Welche Gründe kannst du anführen für die häuf gen Verweise des Matthäus auf das Alte Testament?
  • Welche Lehren ziehst du aus dem Matthäus-Evangelium für deine Beziehung zu Christus?

Impressum
John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de  
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2 

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist