Das Buch Ester - Eine Königin, die Gott diente

Eins von insgesamt zwei alttestamentlichen Büchern, das nach dem Namen einer Frau benannt ist.

Wenn die Juden sich an Esther, das jüdische Mädchen, aus der eine persische Königin wurde, erinnern, dann denken sie oft an ihren hebräischen Namen Hadassah (Est 2,7), was „Myrte“ bedeutet (ein immergrüner mediterraner Strauch, Anm. d. Ü.). Gott wirkt durch ihr Leben, indem Gottes erwähltes Volk dank Esther vor den mörderischen Absichten der Feinde verschont blieb.

Autor und Abfassungszeit

Der Autor ist unbekannt, verfasst vor 331 v. Chr.

Der Autor bleibt unbekannt, obwohl Mordechai (Esthers Cousin), [[[[3]]]] und Nehemia vermutet wurden. Esther wurde möglicherweise von einem persischen Juden geschrieben, der später nach Israel zurückkehrte. Wer immer Esther schrieb, kannte die persischen Bräuche, die persische Etikette und Geschichte sehr genau und lässt darüber hinaus einen starken jüdischen Nationalismus erkennen.

Schlüsselpersonen im Buch Esther

  • Esther - ersetzte Wasti als Königin Persiens; rettet die Juden vor Hamans bösem Komplott (Est 2,7-9,32)
  • Mordechai - adoptierte Esther und zog sie groß; Esthers Berater, als sie Königin war; übernahm später Hamans Stellung als Befehlshaber, der direkt dem König Xerxes unterstand (Est 2,5 - 10,3)
  • König Xerxes I. - König von Persien; heiratete Esther und machte sie zur Königin (Est 1,1-10,3)
  • Haman - Befehlshaber unter Xerxes, wollte die Juden ausrotten (Est  3,1-9,25)

Hintergrund und Umfeld

Esther handelt während der Zeit, da Persien die Weltmacht Nummer eins war (539-331 v. Chr.). Ahasveros (auch Xerxes genannt), Esthers Ehemann, herrschte etwa von 486 bis 465 v. Chr.; Esther umfasst den Abschnitt seiner Regierungszeit von 483 bis 473 v. Chr.

Die Ereignisse von Esther trugen sich zu während der langen Zeit zwischen der ersten Rückkehr der Juden nach der 70-jährigen babylonischen Gefangenschaft (Dan 9,1-19) unter Serubbabel ca. 538 v. Chr. (Esr 1-6) und der zweiten Rückkehr, die um 458 v. Chr. von Esra angeführt wurde (Esr 7-10). Angespornt durch Esthers mutige Rettungsaktion und die nun gebannte Gefahr, fassten etliche Juden Mut und kehrten nach Jerusalem zurück. Esther und auch 2. Mose beschreiben, wie fremde Mächte energisch versuchten, das jüdische Volk zu eliminieren und wie souverän Gott sein Volk gemäß seinem Bund, den er Abraham ca. 2100-2075 v. Chr. verheißen hatte, bewahrte (1. Mo 12,1-3; 17,1-8). Esther berichtet auch vom Beginn des Purim-festes, ein neues alljährliches Fest im 12. Monat (Februar - März), mit dem das nationale Überleben und die Befreiung durch Esther gefeiert werden.

Schlüssellehren im Buch Hiob

  • Purim - ein Fest, das an Gottes Treue erinnert (Est 3,7; 9,21-22.26-28.31; 5. Mo 16,11.14; Neh 8,10.12)
  • Gottes Verheißung, die Juden zu bewahren (Est 4,14; 8,17; 1. Mo 17,1-8; 2. Sam 7,8-16; 2. Chr 22,10-12; Ps 121,4; Jes 65,8-9; Jer 50,20; Mt 2,16)

Gottes Wesen im Buch Hiob

  • Gott ist vorhersehend (8,5-17)

Christus im Buch Hiob

Obwohl der Name Gottes im Buch Esther nie erwähnt wird, erkennen wir eindeutig Gottes souveränes Handeln hinsichtlich der Bewahrung seines Volkes. Gott setze Esther in eine Schlüsselposition, so dass sie Hamans Plan, die Juden auszurotten, vereiteln konnte. Esther ist ein Typus auf Christus: Sie war bereit ihr eigenes Leben zu opfern, um das Leben ihres Volkes zu retten. In Esther erkennen wir auch Christus, wie er sich als Sachwalter für Israel einsetzt. Gottes beständiges Wachen über Israel während dieser gesamten Zeitspanne ist ein Ausdruck seiner Liebe zu seinem Volk: „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht“ (Ps 121,4).

Schlüsselworte im Buch Hiob

  • Fasten: Hebräisch Tsum (Est 4,3; 4,16) - stammt von einen Wort, das „sich vom Essen enthalten“ bedeutet. Manchmal beinhaltete Fasten aber auch Abstinenz von Trinken, Baden, Salben mit Öl oder Geschlechtsverkehr. Die Kernbedeutung von Fasten ist, dass der Mensch seine Schwachheit vor Gott anerkennt und an seine Barmherzigkeit appelliert. Fasten war in der Antike ein weitverbreiteter Brauch; oft wurde im Zusammenhang mit Trauer um einen Verstorbenen (2. Sam 12,21-22), Fürbitte (Est 4,3.16), Buße und Reue über Sünde (Jer 36,9; Jon 3,5) und in Zeiten großer Bedrängnis (Ri 20,26; Neh 1,4) gefastet. Am großen Versöhnungstag musste gefastet werden (siehe „ihr solltet eure Seelen demütigen“ 3. Mo 16,31). Die Fastenzeit konnte ein Tag (1. Sam 14,24; Dan 6,19), sieben Tage (1. Sam 31,13) oder unter außergewöhnlichen Umständen sogar vierzig Tage dauern (2. Mo 34,28). Egal, welche Art von Fasten praktiziert wurde, der Prophet Jesaia ermahnte das Volk, dass ihr Fasten auch von Taten der Gerechtigkeit und zwischenmenschlicher Aufrichtigkeit begleitet werden musste (Jes 58,3-9).
  • Pur: Hebräisch pur (Est 3,7; 9,24.26) - bezieht sich im Buch Esther auf das Wort „Los“. Leute pflegten das Los zu werfen, ähnlich wie man einen Würfel wirft, um aufs Geratewohl hin Entscheidungen zu treffen (Neh 11,1). Lose wurden auch verwendet, um den Willen gewisser Götter zu erfahren (Jon 1,7). Im Buch Esther wirft Haman das Los, um den Tag für die Zerstörung der Juden festzulegen. Gott offenbart seine Souveränität, indem er aber genau diesen Tag dazu bestimmt hat, sein Volk zu befreien. Bis auf den heutigen Tag feiern die Juden in Erinnerung an ihre Befreiung Purim (Est 9,28).

Gliederung

Esther tritt an die Stelle von Wasti (Est 1,1 - 2,18)

  • Wastis Auflehnung (Est 1,1-22)
  • Esthers Krönung (Est 2,1-18)

Mordechai überwindet Haman (Est 2,19 - 7,10)

  • Mordechais Loyalität (Est 2,19-23)
  • Hamans Beförderung und sein Dekret (Est 3,1-15)
  • Esthers Intervention (Est 4,1 - 5,14)
  • Mordechais Anerkennung (Est 6,1-13)
  • Hamans Sturz (Est 6,14 - 7,10)

Israel überlebt den versuchten Völkermord von Haman (Est 8,1 - 10,3)

  1. Esther und Mordechais Erhöhung (Est 8,1-17)
  2. Sieg der Juden (Est 9,1-19)
  3. Beginn des Purimfestes (Est 9,20-23)
  4. Mordechais Ruhm (Est 10,1-3)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Die Chinesen vollenden die erste Etappe des Mauerbaus. Die Mauer soll den Hunnen den Eintritt nach China verwehren (356 v. Chr.)

Häufig auftauchende Fragen

1. Warum wird der Name Gottes im Buch Esther nicht erwähnt?

Wer dieses Buch liest, wird sich automatisch diese Frage stellen. Sogar die sonst üblichen Fingerzeige hinsichtlich Gottes Gegenwart fehlen in diesem Buch. Es wird kein Bezug zum Gesetz Gottes, den Opfern, der Anbetung oder dem Gebet hergestellt. Für die Bewahrung der Juden erhält Gott weder private noch öffentliche Anerkennung. Was Gott betrifft, scheint sich Esther in ein eigenartig anmutendes Schweigen zu hüllen.

Das Schweigen ist so offensichtlicher Natur, dass es eigentlich zu einem Reden wird. Esther fordert unser Verlangen, immer gleich eine Demonstration von Gottes Macht und Gegenwart zu erhalten, heraus. Muss Gott denn in Erscheinung treten? Nur allzu schnell erwarten wir oft, dass Gott sich selbst und sein Wirken auf unmissverständliche Art und Weise darstellt. Gott hat aber schon wiederholte Male diesen menschlichen Forderungen widerstanden. Gott offenbart sich gemäß seinem Willen und entsprechend seinen Absichten, und nicht weil Menschen es fordern. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Gott meistens hinter den Kulissen aktiv war. Es war nicht so, dass jeder immer gleich wusste: Das war Gott. Die Schrift ist zwar voll von Berichten über Gottes außergewöhnliches und klar erkennbares Eingreifen, doch Esther zeigt eigentlich auf, wie Gott üblicherweise seine Arbeit erledigt. Die Geschichte Esthers ist übersät mit den Fingerabdrücken Gottes. Seine scheinbare Abwesenheit verweist auf eine tiefergreifende Präsenz. Gott wählte in dieser bestimmten Situation ein sehr feines und unauffälliges Vorgehen, aber er war da. Die Ereignisse im Buch Esther vermitteln uns ein Prinzip der Hoffnung, welches zum Tragen kommt, wenn Gott nicht auf so offensichtliche und wahrnehmbare Weise in unserem Leben wirkt.

2. Warum waren Mordechai und Esther so weltlich in ihrem Lebensstil?

Im Vergleich zu ihren nahen Zeitgenossen wie z.B. Esra, Nehemia und Daniel, scheint das Leben der Hauptfiguren in Esther sehr weltlich zu sein. Vor allem in den Gesprächen zwischen Esther und Mordechai vermisst man die Erwähnung Gottes. Sind das alles feine Hinweise dafür, dass Esther und Mordechai Leute waren, deren Glauben wenig oder gar keine Auswirkungen auf ihr tägliches Leben hatte?

Die letztendliche Antwort auf diese Frage liefert das Buch Esther nicht. Es gibt aber einige wichtige Faktoren, die uns vor einer überhasteten Beurteilung Esthers und Mordechais bewahren. Zuerst wollen wir festhalten, dass das Buch Esther uns nur spärlich mit Informationen versorgt. Nur die wichtigsten Ereignisse werden aufgezeichnet. Es werden auch wenige - wenn überhaupt - Angaben bezüglich der Beweggründe der zwei Hauptpersonen gemacht. Integrität steht aber als Markenzeichen über ihren Handlungen, folglich sollten wir dazu neigen, im Zweifelsfall zu Gunsten der Angeklagten zu entscheiden, was in dieser Situation für ihren Glauben sprechen würde (Est 4,13-16).

Hier noch einige ergänzende Anmerkungen zu dieser ganzen Frage:

  1. Anders als Daniel verheimlichten Mordechai und Esther ihr jüdisches Erbe, worüber man sich sicher wundern könnte. Aber denken wir daran, dass auch andere sich an diesem Punkt sehr vorsichtig verhielten (selbst der gottesfürchtige Nehemia erwähnte seinen Gott nicht, als er mit König Artaxerxes spricht [Neh 2,1-8]).
  2. Während der langjährigen Gefangenschaft wurden Feste, wie z.B. das Passah, nicht mehr abgehalten. Demzufolge gab es auch weniger Möglichkeiten, öffentlich zu seinem Glauben zu stehen (das bedeutet jedoch nicht, dass die Juden kein „gebrandmarktes“ Volk waren. Als Haman sein Gesetz gegen die Juden erließ, wusste man sehr wohl, wer dazu gehörte).
  3. Esther identifizierte sich mit ihrem jüdischen Erbe zur gegebenen Zeit (Est 7,3-4). Und doch bleibt noch die bohrende Frage bestehen, warum Esther und Mordechai sich nicht genauso offen wie Daniel Gott hingaben. In der Frage, ob Gott seine Absichten durch Esther und Mordechai verwirklicht hat, lässt das Buch Esther aber keine Zweifel offen.

Kurzstudium zum Buch Esther/einige Fragen

  • Welche Einsichten gewinnen wir hinsichtlich der bösartigen Natur des Rassismus durch das Buch Esther?
  • Auch wenn Gott im Buch Esther nicht ausdrücklich erwähnt wird, ist sein Wirken unübersehbar. Warum?
  • Was für eine Art Mensch war Esther? Wie kommst du zu diesem Schluss?
  • Welche unterschiedlichen Mittel setzte Gott ein, um sein Volk zu beschützen und es zu befreien?
  • Vergleiche die Charaktereigenschaften Hamans mit denjenigen Mordechais!
  • Wirkst du aktiv in die Geschehnisse deiner Zeit hinein? Wenn ja, wie?

Impressum

John F. MacArthur

1. Auflage 2003

© 2001 by John MacArthur

Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible

Nelson / Word Publishing Group, Nashville

© der deutschen Ausgabe 2003

by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung

Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld

Internet: www.clv.de 

Übersetzung: Martin Manten, Berlin

Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten

Satz: CLV

Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach

Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN: 3-89397-644-2

 

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist