Die wörtliche Methode
Eine der wichtigsten Regeln für das Bibelstudium lautet: „Wenn ein Abschnitt wörtlich verstanden werden kann, dann sollen wir ihn auch so verstehen.“ Anders ausgedrückt: Wenn die nahe liegendste Bedeutung sinnvoll ist, dann brauchen wir keine andere Bedeutung zu suchen. Wenn die Bibel sagt, dass Christus für tausend Jahre auf der Erde regieren wird, dann wird er tatsächlich tausend Jahre auf der Erde regieren. Die wörtliche Interpretation der Bibel ist stets zu bevorzugen. Die Alternative wäre, alles zu vergeistlichen oder zu allegorisieren (d.h., allem eine willkürliche symbolhafte Bedeutung zuschreiben). Das Problem dabei ist, dass niemand weiß, wessen geistliche oder allegorische Deutung die richtige ist!
Position und Praxis
Unterscheide zwischen Position und Praxis des Gläubigen; man spricht auch von Stellung und Zustand der Christen. Stellung bedeutet, dass wir in Christus sind. Zustand ist das, was wir im Alltagsleben sein sollten. [[[[2]]]],1 sagt, dass wir mit Christus auferweckt sind; das ist unsere Stellung. Deshalb sollen wir nach dem streben, was droben ist; das ist unser Zustand. Unsere Stellung ist vollkommen. Unser Zustand wird niemals vollkommen sein, bis wir das Angesicht unseres Heilands sehen, doch sollten wir bis dahin immer mehr Jesus ähnlicher werden.
Angewiesene Rolle und persönlicher Charakter
Unterscheide zwischen der angewiesenen Rolle und dem persönlichen Charakter. Johannes der Täufer war größer als jeder andere Prophet vor ihm, das bedeutet größer in seiner Rolle als Vorläufer des Messias (Lk 7,28). Doch das bedeutet nicht unbedingt, dass er einen besseren Charakter hatte. Maria war bevorzugt unter den Frauen, weil sie die Mutter unseres Herrn wurde (Lk 1,[[3]]), doch das bedeutet nicht, dass sie einen besseren Charakter hatte als alle Frauen des Alten Testaments. Gott, der Vater, war in seiner Vaterrolle größer, als sein Sohn es war, solange Jesus auf der Erde lebte (Joh 14,28). Doch bezüglich ihrer Person waren beide absolut gleich. Der Heiland entäußerte sich seiner Stellung, als er auf die Erde kam, um unser Retter zu werden (Phil 2,7), doch legte er damit nicht seine Person oder all seine Eigenschaften ab. Das wäre nicht möglich. Staatliche Regierungen sind von Gott eingesetzt. Das bedeutet, dass sie Gottes Zwecken dienen, obwohl die Regierenden Gott nicht persönlich kennen.
Der Text in seinem Zusammenhang
Studiere einen Text stets in seinem Zusammenhang. Hier einige Beispiele:
Der HERR sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir einer vor dem anderen verborgen sein werden! (1. Mo 31,49)
Das ist kein herzlicher Abschiedssegen, wozu dieser Vers heute oftmals benutzt wird, sondern eine Anrufung Gottes, auf zwei Schwindler aufzupassen, wenn sie voneinander getrennt sind und somit nicht gegenseitig auf sich aufpassen können!
Jes 1,6: Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an ihm: Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden und nicht mit Öl erweicht worden.
Dieser Vers wird üblicherweise zur Beschreibung der völligen Verderbtheit des Menschen benutzt, doch besagt er lediglich, wie sehr Gott das Volk Juda gestraft hat, bis es von Kopf bis Fuß grün und blau geschlagen war, und das Volk dennoch keine Buße getan hat.
Wenn jemand nicht in mir bleibt, wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. (Joh 15,6)
In diesem Abschnitt geht es um Fruchtbringen durch Bleiben in ihm, nicht um Errettung. Dieser Vers sagt nicht, dass Gott die verdorrten Zweige aufliest und ins Feuer wirft. Das tun die Menschen. Wahrscheinlich beschreibt das die Verachtung, mit welcher die Welt einen Christen behandelt, der nicht in Christus bleibt.
sondern wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben“; (1. Kor 2,9)
Die Aussage dieses Verses gilt zwar auch für den Himmel, doch beschreibt er Wahrheiten, die zur Zeit des Alten Testamentes unbekannt waren, jetzt aber durch die Apostel und Propheten der Gemeindezeit bekannt gemacht worden sind. Der nächste Vers zeigt, dass Paulus von etwas spricht, das jetzt gilt, und nicht von etwas, das erst im Himmel wahr wird: „Uns aber hat Gott es offenbart durch den Geist.“
Was werden sonst die tun, die für die Toten getauft werden, wenn überhaupt Tote nicht auferweckt werden? Warum werden sie auch für sie getauft? (1. Kor 15,29)
Der Zusammenhang dieses Verses hat mit Verfolgung und Märtyrertod zu tun. Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann wäre ein Gläubiger ein Tor, wenn er sich selbst dem Tod ausliefert, indem er getauft wird und deshalb als Märtyrer hingerichtet wird.
So prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch selbst; oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? – es sei denn, dass ihr etwa unbewährt seid. (2. Kor 13,5)
Dieser Vers lehrt nicht Heilsgewissheit durch Introspektion, d.h. dadurch, dass Gläubige in sich selbst die Beweisstücke ihrer Wiedergeburt suchen. Vielmehr sagt Paulus den Korinthern als ihr geistlicher Vater, dass ihre Errettung ein Beweisstück für seine Apostelschaft ist.
Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. (Gal 6,7)
Im Zusammenhang beschreibt Paulus nicht die Missetaten eines Sünders, sondern den Geiz von Gläubigen.
Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Anwesenheit, sondern jetzt viel mehr in meiner Abwesenheit, bewirkt euer eigenes Heil mit Furcht und Zittern; (Phil 2,12)
Hier lehrt Paulus gewiss nicht die Errettung aus Werken; vielmehr fordert er die Gläubigen heraus, die Lösung ihrer gemeindeinternen Probleme (Uneinigkeit) zu bearbeiten, indem sie dem Beispiel des Herrn Jesus folgen.
indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung <der> Schrift von eigener Auslegung ist. (2. Petr 1,20)
In diesem Abschnitt geht es nicht um die Auslegung der Bibel, sondern um ihre Entstehung. Die Schreiber gaben nicht ihre eigene Auffassung der Dinge zum Besten, sondern sprachen das, wozu der Heilige Geist sie bewegte.
Lassen wir die Bibel stets durch sich selbst auslegen! Lukas 14,26 wird in Matthäus 10,37 erklärt. Hass ist hier ein vergleichender Begriff und bedeutet „weniger lieben“.
Stuart Briscoe, ein englischer Prediger, veranschaulicht mit einer amüsanten Geschichte, wie wichtig es ist, einen Abschnitt in seinem Zusammenhang zu studieren:
Ein alter Mann ging mit seinem Maultier und seinem Hund am Straßenrand entlang. Ein kleiner Lastwagen kam angebraust und fuhr das Trio an, so dass alle drei im Straßengraben landeten. Der verletzte Mann verklagte den Fahrer, doch dessen Anwalt wandte ein, der alte Mann habe direkt nach dem Unfall zum Lastwagenfahrer gesagt, dass „es ihm im ganzen Leben noch nie besser gegangen ist“.
Im Kreuzverhör fragte der Anwalt den Verletzten: „Kam mein Klient nach dem Unfall zu Ihnen und fragte Sie, ob Sie verletzt sind?“
„Ja.“
„Und haben Sie geantwortet, dass es Ihnen im ganzen Leben noch nie besser gegangen ist?“
„Nun ja“, antwortete der alte Mann. „Ich und mein Maultier und mein Hund gingen am Straßenrand entlang, als dieser Herr um die Kurve gesaust kam und uns drei in den Straßengraben beförderte. Dann sprang er aus seinem Lastwagen, mit seinem Gewehr in der Hand. Er ging zu meinem Hund, der stark blutend verwundet war, und so erschoss er ihn. Darauf ging er zu meinem Maultier; dessen Vorderbein war gebrochen, und so erschoss er es. Schließlich kam er zu mir und fragte mich: „Sind Sie verletzt?“, worauf ich antwortete: „Mein ganzes Leben ist es mir noch nie besser gegangene“
Biblisches Vokabular
Stelle sicher, dass du über genaue Definitionen für biblische Begriffe verfügst. Beziehe deine theologischen Definitionen nicht aus einem säkularen Wörterbuch wie z.B. dem Duden oder einem normalen Lexikon. Verwende ein lehrmäßig gesundes Bibellexikon. Darin erfährst du dann, dass ein Geheimnis in der Bibel nicht etwa eine geheimnisvolle Sache, eine ungelöste Frage oder gar eine spannende Geschichte ist (wie es im säkularen Sprachgebrauch verstanden wird), sondern vielmehr „eine bisher unbekannte Wahrheit, die auf rein menschliche Weise nicht erkannt werden kann, aber uns jetzt von Gott geoffenbart worden ist“. Jede Definition muss alle Vorkommen des Wortes in der Bibel berücksichtigen.
Johann Bengel, ein frommer deutscher Theologe, der vor langer Zeit lebte, schrieb in einem seiner Bücher: „Jeder, der zwanzig große Bibelwörter versteht, versteht die ganze Bibel.“ Da wir bisher nicht herausgefunden haben, welche seine eigenen zwanzig Wörter waren, stellen wir hier unsere zwanzig vor:
- Auferstehung. Die Erweckung eines Leichnams zum Leben. Sie bezieht sich stets auf den Körper und niemals auf Geist oder Seele.
- Buße. Kehrtwendung oder Umkehr. Ein Umdenken in Bezug auf sich selbst, Sünde, Gott und Christus, welches die Gesinnung ändert, was wiederum das Verhalten beeinflusst. Das geschieht nicht nur im Denken, sondern im Gewissen. Der Sünder erkennt seine Gottlosigkeit an, sein Verlorensein, seine Hilf- und Hoffnungslosigkeit und dass er auf Gottes Gnade angewiesen ist. Man stellt sich auf die Seite Gottes, gegen das eigene Selbst.
- Erlösung. Zurückkauf. Aufgrund der Schöpfung gehören wir Gott. Durch unsere Sünde wurden wir Satans Sklaven. Christus hat die Gläubigen zu einem gewaltigen Preis zurückgekauft: durch Sein eigenes Blut.
- Errettung.Befreiung von Sünde, Gericht, Gefängnis, Ertrinken usw. Diese Begriffe werden häufig für die Errettung der Seele verwendet, doch die genaue Bedeutung muss aus dem Textzusammenhang ermittelt werden.
- Erwählung. Gottes souveräne Erwählung der Gläubigen: wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung <der> Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe. (Eph 1,4) Diese Lehre muss stets im ausgewogenen Verhältnis zu der menschlichen Verantwortung gelehrt werden. Der Mensch muss den Herrn Jesus mit einem definitiven Willensakt annehmen.
- Evangelium. Frohe oder gute Botschaft, üblicher weise die gute Botschaft der Errettung. Im weiteren Sinne bezieht sich der Begriff auf alle großen Wahrheiten des Neuen Testaments.
- Gerechtigkeit. Die Qualität gerechter und guter Taten, das Gegenteil von Sünde und Gesetzlosigkeit. Gott ist absolut gerecht. Er verleiht denen seine Gerechtigkeit (d.h. er rechnet sie ihnen an), die an Christus glauben. Das ist dann die stellungsmäßige Gerechtigkeit. Von nun an sollte der Gläubige gerecht leben. Das ist dann praktische Gerechtigkeit.
- Gesetz. Im Alten Testament prüfte Gott den Menschen unter Gesetz und bestrafte ihn, wenn er versagte. Segen war an die Bedingung des Gehorsams gebunden. Die Gebote des Neuen Testaments sind Unterweisungen in der Gerechtigkeit für diejenigen, die durch Gnade gerettet sind. Die Motivation zum Gehorsam ist nicht mehr Furcht vor Strafe, sondern Liebe.
- Glaube. Völliges Vertrauen, vor allem in den Herrn und sein Wort. Auch als Inhalt des Glaubens gebraucht, wenn der Artikel davorsteht, wie z.B. in Judas 1,3b: Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.
- Gnade. Gottes Gunst gegenüber denen, die sie nicht verdienen, sondern tatsächlich das genaue Gegenteil zu erwarten hätten. Sie ist ein kostenloses Geschenk, das durch Glauben angenommen wird.
- Heiligung (d.h. Absonderung). Christus sonderte sich selbst für das Werk am Kreuz ab. Unerrettete können durch den Heiligen Geist geheiligt werden, d.h. zu einer Stellung besonderer Privilegien abgesondert werden. Gläubige werden bei der Bekehrung stellungsmäßig von der Welt für Gott abgesondert und sollten sich selbst Tag für Tag für Gott absondern. Vollkommen geheiligt werden sie sein, wenn sie im Himmel sind. Auch unbelebte Gegenstände können für den Dienst des Herrn abgesondert sein.
- Rechtfertigung. Als gerecht angesehen werden. Der Mensch rechtfertigt Gott, wenn er anerkennt, dass Gott gerecht und wahrhaftig ist. Gott rechtfertigt den Menschen, wenn dieser umkehrt und dem Evangelium glaubt. Diese Rechtfertigung geschieht durch Gnade, Glauben, Blut, Werke, Kraft und Gott. Gnade bedeutet, dass wir es nicht verdienen. Glaube ist das Mittel, wodurch wir es erlangen. Blut ist der Preis, den Christus dafür gezahlt hat. Werke sind der Erweis unserer Rechtfertigung. Kraft, die in der Auferstehung Jesu wirkte, zeigt Gottes Annahme des Werkes Jesu. Und Gott ist der Eine, der rechtfertigt.
- Sühnung (AT). In Bezug auf Sünde bedeutet dieser Begriff nicht Austilgen, sondern Zudecken. Angewendet auf Personen und Gegenstände bedeutet Sühnung ferner die Vorkehrung zur zeremoniellen Reinheit.
- Sühnung (NT). Der Akt, durch den Barmherzigkeit erteilt wird, aufgrund einer befriedigenden Bezahlung, wie es das Opfer Jesu Christi ist.
- Sünde. Jeder Gedanke, jedes Wort oder jede Tat, die nicht der Vollkommenheit Gottes entspricht. Sünde ist Gesetzlosigkeit, Fehlverhalten und das Versagen, das Richtige zu tun.
- Vergebung. Das Austilgen von Sünden und die Erlösung von Schuld. Gottes Vergebung basiert auf dem Werk Jesu Christi am Kreuz. Der Sünder empfängt richterliche Vergebung, indem er sein Vertrauen auf den Herrn Jesus setzt. Der Gläubige empfängt väterliche Vergebung, wenn er seine Sünden bekennt.
- Verherrlichen. Ehren, preisen, anbeten. Die Herrlichkeit Gottes ist seine Vollkommenheit. Der Gläubige wird verherrlicht werden, wenn er seinen Auferstehungsleib bekommt.
- Vorherbestimmung (Prädestination). Gottes Vorausbestimmung über die Stellung einer Person und über den ihr zugedachten Segen. Gläubige sind dazu vorherbestimmt, in das Bild des Sohnes Gottes umgestaltet zu wer
- Vorkenntnis. Die wissentliche Festlegung der Bestimmung von Personen und Ereignissen vor ihrem Auftreten.
- Versöhnung. Aufhebung von Feindschaft und Schaffung von Frieden zwischen zwei Parteien. Gläubige sind mit Gott versöhnt, weil der Herr Jesus die Ursache des Konflikts, die Sünde, beseitigt hat.