Tag 38
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Fragen
- Nenne einige Kennzeichen aus dem früheren Leben Hiobs, als es ihm noch gut ging!
- Wie beschreibt Hiob sein jetziges Unglück?
Bibeltext
Hiob 29
Und Hiob fuhr fort, seinen Spruch anzuheben, und sprach:
O dass ich wäre wie in den Monaten der Vorzeit, wie in den Tagen, als Gott mich bewahrte, als seine Leuchte über meinem Haupt schien <und> ich bei seinem Licht durch die Finsternis wandelte; wie ich war in den Tagen meiner Reife, als das Vertrauen Gottes über meinem Zelt <waltete>, als der Allmächtige noch mit mir war, meine Knaben rings um mich her; als meine Schritte sich in Milch badeten und der Fels neben mir Ölbäche ergoss; als ich durchs Tor in die Stadt hineinging, meinen Sitz auf dem Platz aufstellte: Die Jünglinge sahen mich und verbargen sich, und die Greise erhoben sich, blieben stehen; die Fürsten hielten die Worte zurück und legten die Hand auf ihren Mund; die Stimme der Vornehmen verstummte, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. Denn wenn das Ohr <von mir> hörte, so pries es mich glücklich, und wenn das Auge <mich> sah, so legte es Zeugnis von mir ab.
Denn ich befreite den Elenden, der um Hilfe rief, und die Waise, die keinen Helfer hatte. Der Segen des Umkommenden kam über mich, und das Herz der Witwe machte ich jubeln. Ich kleidete mich in Gerechtigkeit – und sie bekleidete mich – <und> in mein Recht wie in ein Oberkleid und einen Kopfbund. Auge war ich dem Blinden und Fuß dem Lahmen; Vater war ich den Armen, und die Rechtssache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich; und ich zerbrach das Gebiss des Ungerechten, und seinen Zähnen entriss ich die Beute.
Und ich sprach: In meinem Nest werde ich verscheiden und meine Tage vermehren wie der Sand. Meine Wurzel wird ausgebreitet sein am Wasser, und der Tau wird übernachten auf meinen Zweigen. Meine Ehre wird frisch bei mir bleiben und mein Bogen sich in meiner Hand verjüngen.
Sie hörten mir zu und harrten und horchten schweigend auf meinen Rat.Nach meinem Wort sprachen sie nicht noch einmal, und auf sie träufelte meine Rede. Und sie harrten auf mich wie auf den Regen und sperrten ihren Mund auf <wie> für den Spätregen. Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein Vertrauen hatten, und das Licht meines Angesichts konnten sie nicht trüben. Ich wählte für sie den Weg aus und saß als Haupt und thronte wie ein König unter der Kriegsschar, wie einer, der Trauernde tröstet.
Hiob 30
Und nun lachen über mich Jüngere als ich an Jahren, deren Väter ich verschmähte, den Hunden meiner Herde beizugesellen. Wozu sollte mir auch die Kraft ihrer Hände <nützen>? Die Rüstigkeit ist bei ihnen verschwunden. Durch Mangel und Hunger abgezehrt, nagen sie das dürre Land ab, das längst öde und verödet ist; sie pflücken Salzkraut bei den Gesträuchen, und die Wurzel der Ginster ist ihre Speise.
Aus der Mitte <der Menschen> werden sie vertrieben; man schreit über sie wie über einen Dieb. In grausigen Klüften müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felsenhöhlen. Zwischen Gesträuchen kreischen sie, unter Dorngestrüpp sind sie hingestreckt. Kinder von Verworfenen, ja, Kinder von Ehrlosen, sind sie hinausgepeitscht aus dem Land!
Und nun bin ich ihr Spottlied geworden und wurde ihnen zum Gerede. Sie verabscheuen mich, treten fern von mir weg, und sie verschonen mein Angesicht nicht mit Speichel. Denn er hat meinen Strick gelöst und mich gebeugt; so lassen sie vor mir den Zügel schießen. Zu meiner Rechten erhebt sich die Brut; sie stoßen meine Füße weg und bahnen gegen mich ihre Wege des Unheils. Sie zerstören meinen Pfad, befördern meinen Untergang, sie, die selbst hilflos sind. Sie kommen wie durch einen weiten Riss, unter Gekrach wälzen sie sich heran. – Schrecknisse haben sich gegen mich gekehrt; man verfolgt wie der Wind meine Würde, und meine Rettung ist vorübergezogen wie eine Wolke.
Und nun ergießt sich in mir meine Seele; Tage des Elends haben mich ergriffen. Die Nacht durchbohrt meine Gebeine <und löst sie> von mir ab, und die an mir nagenden <Schmerzen> ruhen nicht. Durch <die> Größe <ihrer> Kraft verändert sich mein Gewand, es umschließt mich wie der Halssaum meines Untergewandes. Er hat mich in den Schmutz geworfen, und ich bin wie Staub und Asche geworden. Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht; ich stehe da, und du starrst mich an. In einen Grausamen verwandelst du dich mir, mit der Stärke deiner Hand befeindest du mich. Du hebst mich empor auf den Wind, du lässt mich dahinfahren und zerrinnen im Sturmgetöse. Denn ich weiß es, du willst mich in den Tod zurückführen und in das Versammlungshaus aller Lebendigen.
Doch streckt man beim Sturz nicht die Hand aus, oder erhebt man bei seinem Untergang nicht deswegen einen Hilferuf? Weinte ich denn nicht über den, der harte Tage hatte? War meine Seele nicht um den Armen bekümmert? Denn ich erwartete Gutes, und es kam Böses; und ich harrte auf Licht, und es kam Finsternis. Meine Eingeweide wallen und ruhen nicht; Tage des Elends sind mir entgegengetreten. Trauernd gehe ich umher, ohne Sonne; ich stehe auf in der Versammlung <und> schreie. Ich bin ein Bruder geworden den Schakalen und ein Genosse den Straußen. Meine Haut ist schwarz geworden <und löst sich> von mir ab, und mein Gebein ist brennend vor Glut. Und so ist meine Laute zur Trauerklage geworden und meine Schalmei zur Stimme der Weinenden.
Hiob 31
Ich habe mit meinen Augen einen Bund geschlossen, und wie hätte ich auf eine Jungfrau geblickt! Denn was wäre das Teil Gottes von oben gewesen und das Erbe des Allmächtigen aus den Höhen? Ist nicht Verderben für den Ungerechten und Missgeschick für die, die Frevel tun? Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte?
Wenn ich mit Falschheit umgegangen bin und mein Fuß dem Trug zugeeilt ist – er wäge mich auf der Waage der Gerechtigkeit, und Gott wird meine Unsträflichkeit erkennen –, wenn mein Schritt vom Weg abgebogen und mein Herz meinen Augen gefolgt ist und an meinen Händen ein Makel kleben blieb, so möge ich säen und ein anderer essen, und meine Sprösslinge mögen entwurzelt werden!
Wenn mein Herz zu einer Frau verlockt worden ist und ich an der Tür meines Nächsten gelauert habe, so möge meine Frau für einen anderen mahlen, und andere mögen sich über sie beugen! Denn das ist eine Schandtat, und das eine Ungerechtigkeit für die Richter. Denn ein Feuer ist es, das bis zum Abgrund frisst und das meinen ganzen Ertrag entwurzeln würde.
Wenn ich das Recht meines Knechtes und meiner Magd missachtete, als sie mit mir stritten, was wollte ich dann tun, wenn Gott sich erhöbe; und wenn er untersuchte, was ihm erwidern? Hat nicht er, der mich im Mutterleib bereitete, <auch> ihn bereitet, und hat uns nicht einer im Schoß gebildet?
Wenn ich den Geringen <ihre> Wünsche versagte und die Augen der Witwe verschmachten ließ und meinen Bissen allein aß, so dass der Verwaiste nicht davon gegessen hat – ist er doch von meiner Jugend an <bei> mir aufgewachsen, wie <bei> einem Vater, und von meiner Mutter Leib an habe ich sie geleitet –; wenn ich jemand umkommen sah aus Mangel an Kleidung und den Armen ohne Decke sah, wenn seine Lenden mich nicht gesegnet haben und er mit der Wolle meiner Lämmer sich nicht erwärmte; wenn ich meine Hand über eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor meine Hilfe sah, so falle meine Schulter aus ihrem Blatt, und mein Arm werde abgebrochen von der Röhre! Denn das Verderben Gottes war mir ein Schrecken, und vor seiner Erhabenheit vermochte ich nichts.
Wenn ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zum feinen Gold gesagt habe: Mein Vertrauen!; wenn ich mich freute, dass mein Vermögen groß war und dass meine Hand Ansehnliches erworben hatte; wenn ich die Sonne sah, wie sie glänzte, und den Mond in Pracht dahinziehen, und mein Herz im Geheimen verführt wurde und mein Mund meine Hand geküsst hat, auch das wäre eine gerichtlich zu strafende Ungerechtigkeit; denn Gott droben hätte ich verleugnet. Wenn ich mich freute über das Unglück meines Hassers und aufjauchzte, als Böses ihn traf (nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt zu sündigen, durch einen Fluch seine Seele zu fordern); wenn die Leute meines Zeltes nicht gesagt haben: Wer wäre nicht von seinem Fleisch satt geworden! (der Fremde übernachtete nicht draußen, ich öffnete dem Wanderer meine Tür); wenn ich, wie Adam, meine Übertretungen zugedeckt habe, verbergend in meinem Innern meine Ungerechtigkeit, weil ich mich fürchtete vor der großen Menge und die Verachtung der Familien mich erschreckte, so dass ich mich still hielt, nicht zur Tür hinausging!
O dass ich einen hätte, der auf mich hörte: Hier ist meine Unterschrift – der Allmächtige antworte mir! – und die Schrift, die mein Gegner geschrieben hat! Würde ich sie nicht auf meiner Schulter tragen, sie mir umbinden als Krone? Ich würde ihm die Zahl meiner Schritte mitteilen, würde ihm nahen wie ein Fürst. Wenn mein Acker über mich schreit und seine Furchen allesamt weinen, wenn ich seinen Ertrag ohne Zahlung verzehrt habe und die Seele seiner Besitzer aushauchen ließ, so mögen Dornen statt Weizen und Unkraut statt Gerste hervorkommen!