Der Judas-Brief spricht über die Infiltrierung der christlichen Gemeinde durch unechte Christen, durch Menschen, die keine persönliche Beziehung zu Gott haben. Er schildert eine total verkommene Christenheit, voll von Unmoral, Rebellion gegen Gottes Willen und offenem Abfall vom biblischen Glauben. Judas ermutigt die wahren Christen zu einem überzeugenden, christlichen Lebenswandel und schliesst mit einem wunderbaren Lobpreis.

Autor

  • Judas, der Bruder des Jakobus und Bruder des Herrn (1,1; Mat 13,55; Mark 6,3; Apg 1,14; 1. Kor 9,[[2]])
  • kein Apostel (Jud 17)

Adressaten

  • allgemeines Rundschreiben an jüdische und nichtjüdische Christen Zeit und Ort der Abfassung
  • nach dem 2. Petrusbrief (vgl. die vielen Anspielungen auf diesen Brief, vgl. Jud 4-13.18.20-21 mit 2Pet 2,1.4.6-13.17-18; 3,3): nach 67 n. Chr.; wohl zwischen 80 und 90 n. Chr.
  • Der 2. Petrusbrief prophezeit schwere Missstände in der Christenheit. Der Judasbrief berichtet über die Erfüllung dieser Voraussagen.

Anlass und Problemstellung

  • Das gemeinsame Heil in Christus und die daraus resultierende Notwendigkeit, für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen (Jud 3)
  • Scheinchristen haben sich eingeschlichen. Sie missbrauchen die Gnade Gottes und verleugnen die Autorität Gottes (Jud 4).

Grobstruktur

  • Gruss (1-2)
  • Ziel des Schreibens (3-4): Kampf für das Glaubensgut
  • Der Abfall unter den Christen (5-16)
    • drei Beispiele für Gottes Strafgericht (5-7)
    • Beschreibung der Eingeschlichenen (8-16)
  • Die Haltung der Treuen (17-25)
    • Ermahnungen an die Erlösten (17-23)
    • Doxologie / Lobpreis Gottes (24-25)

Besonderheiten

  • Ereignisse, die im AT nicht erwähnt werden: gebundene Engel (Jud 6), Streit des Erzengels Michael mit dem Teufel (Jud 9), Henochzitat (Jud 14)
  • Parallele zwischen Jud 9 und (verloren gegangene) Assumptio Mosis (gemäss Origenes)
  • Parallele zwischen Jud 14 und Henochapokalypse
  • Beachte: Das Henochbuch wird nicht genannt. Judas zitiert nicht „die Schrift“. Judas und das Henochbuch können auf eine gemeinsame jüdische Urquelle zurückgeführt werden, analoges gilt für Assumptio Mosis. Nie werden im NT Apokryphen bzw. Pseudepigraphen als Heilige Schrift angeführt. Andere ausserbiblischen Informationen im NT: Heb 11,35: keine Befreiung angenommen, damit sie eine bessere Auferstehung erlangten (vgl. 2. Makk 7); Heb 11,37: (Jesaja) zersägt; 2. Tim 3,8: die Zauberer Jannes und Jambres (vgl. Targum 2Mo 7) etc. 
  • die Gottheit Christi: „unser Gebieter-Gott und Herr Jesus Christus“ (MT, Sharp’s Rule)
  • 3x „Geliebte“ (Jud 1.17.20)
  • 3 Beispiele der Bestrafung: Israel (Jud 5), Engel (Jud 6), Sodom und Gomorra (Jud 7)
  • 3 Beispiele für Abfall (Jud 11): Kain (1Mo 4,16), Bileam (4Mo 22-24), Korah (4Mo 16)
  • 6x „diese“: Jud 8.10.12.16.19
  • Kennzeichen der falschen Christen:
    • ohne Ehrfurcht vor Gott, gottlos (6x: Jud 4.15.15.15.15.18)
    • Sexuelle Verirrungen (Jud 8.10.16)
    • Spotten über den Teufel (Jud 8.10)
    • Abfall von Gott (Jud 11; Weg Kains, 1Mo 4,16)
    • Prophetendienst aus Geldliebe (Jud 11; Irrtum Bileams, 4Mo 22-24)
    • Rebellion gegen Gottes Autorität in seinem Wort und gegen das Opfer seines Sohnes (Jud 11; 4Mo 16: Rebellion gegen Mose [Übermittler des Wortes Gottes], Rebellion gegen Aaron [Hoherpriester])
    • harte Worte gegen Gott (Jud 15)
    • Murrende (Jud 16)
    • mit ihrem Los Unzufriedene (Jud 16)
    • stolze Worte (Jud 16)
    • bewundern vorteilshalber Personen (Jud 16)
    • Verursacher von Spaltungen (Jud 19)
    • natürliche (seelische) Menschen, die den Geist nicht haben (Jud 19)
    • bildliche Benennungen: Jud 12: Klippen, Wolken ohne Wasser, spätherbstliche Bäume, Jud 13 wilde Meereswogen, Irrsterne / Meteore
  • Kennzeichen der wahren Christen
    • Hören auf die Worte des Herrn Jesus und der Apostel (Jud 17)
    • Achten auf das prophetische Wort (Jud 17)
    • sich selbst erbauen auf den allerheiligsten Glauben (Jud 20)
    • betend im Heiligen Geist (Jud 20)
    • sich selbst erhalten in der Liebe Gottes (Jud 21)
    • die Wiederkunft Christi zum ewigen Leben erwartend (Jud 21)
    • Zweifler überführen (Jud 22)
    • andere aus dem Feuer retten (Jud 23)
    • Befleckung hassend (Jud 23)
    • Gottes Bewahrung erlebend (Jud 1.24)

Exkurs: Sodom und Gomorra (zu Jud 7)

  • Gottes Zerstörung von Sodom, Gomorra, Adama und Zeboim durch Schwefel und Feuer; Hinweis auf die Hölle (19,23-29; 5Mo 29,23; 2Pet 2,6; Jud 7)
  • Archäologie von Sodom, Adama, Zeboim und Zoar: PRICE: The Stones Cry Out, S. 109-124: W.F. Albright (1924, Entdeckung von Bab edh-Dhra, Datierung, Frühe Bronze ⇒ Zeit  Abrahams); Ausgrabung in Bab edh-Dhra durch Paul Lapp (1965-1967), Walter Rast und Thomas Schaub (1973ff): 6,80 m dicke Stadtmauern, Friedhof mit tausenden von Menschen, kanaanitischer Tempel mit Altar, Stadt mit ca. 2m dicker Ascheschicht bedeckt, Hinweise auf Feuer von oben (!); Archäologe Briant Wood: Bab edh-Dhra = Sodom. Südlich: es-Safi (seit byzant. Zeit identifiziert mit Zoar; 19,19-23; nicht verbrannt). Rast/Schaub fanden weitere 3 Städte mit Ascheschichten: Numeira (= Gomorra, über 2 m dicke Ascheschicht); Feifa = Adama; Khanazir = Zeboim; jede Stadt an einem Wadi gebaut (13,10)
  • ausgebranntes Ölbecken, viel Schwefel und Salz ⇒ Explosion dieses Beckens führte zu einem Regen mit Feuer und Schwefel

Bibliographie

  • MAUERHOFER, E.: Einleitung in das Neue Testament, Vorlesungsscript, 2. Auflage, Basel 1988, S. 369ff.
  • MAUERHOFER, E.: Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments, 2 Bde., Neuhausen / Stuttgart 1995.
  • PRICE, R.: The Stones Cry Out, Eugene, Oregon 1997.
  • REMMERS, A.: Das Neue Testament im Überblick, Hückeswagen 1990.

Impressum

Roger Liebi, Dezember 2007
März 2003
Stand: 29.12.2009
Weitere Skripts und Tonträger des Vortrags
www.rogerliebi.ch
 

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist