1. Korinther
Inhalt
Thema: Das richtige Verhalten in der Gemeinde
Nach der Gründung der Gemeinde in Korinth traten dort viele Missstände und Unklarheiten über Lehrfragen auf. Deshalb geht Paulus im ersten Teil seines Briefes auf Probleme der Gemeinde ein, über die er informiert wurde. Im zweiten Teil des Briefes beantwortet er Fragen, die ihm gestellt wurden. Der Ton dieses Briefes ist bestimmt von Tadel und Zurechtweisung. Es gibt in diesem Brief keine tiefgehenden theologischen Ausarbeitungen, sondern Paulus geht konkret auf die aktuelle Situation der Korinther ein.
Abfassung
Der Verfasser dieses Briefes ist der Apostel Paulus. Er nennt sich selbst in 1. Korinther 1,1:
Paulus, zum Apostel Jesu Christi berufen durch den Willen Gottes, und Sosthenes, unser Bruder. (1. Kor 1,1)
Sosthenes, ein Mitarbeiter des Paulus und Vorsteher der Synagoge in Korinth (Apg 18,17), wird als Mitverfasser erwähnt. Paulus schrieb diesen Brief während seines langen Ephesus-Aufenthaltes (1. Kor 16,8) im Jahre 54 n. Chr. auf seiner dritten Missionsreise.
Empfänger
Als Empfänger werden in 1. Korinther 1,2 die Gemeinde in Korinth erwähnt sowie alle Heiligen, die an jedem Ort den Namen des Herrn Jesus anrufen.
Auf seiner zweiten Missionsreise reiste Paulus von Athen nach Korinth. Dort traf er einen Juden mit Namen Aquila. Paulus blieb eine Zeitlang bei ihm und arbeitete als Zeltmacher, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Erst als Silas und Timotheus aus Mazedonien zu ihm kamen, widmete er sich ganz der Verkündigung des Evangeliums. Trotz des großen Widerstands von Seiten der Juden kamen viele Korinther zum Glauben und ließen sich taufen. Insgesamt blieb Paulus ein Jahr und sechs Monate in Korinth und reiste von dort über Kenchreä weiter nach Ephesus (Apg 18,1-19).
Korinth war eine der wichtigsten Städte Griechenlands und Hauptstadt der Provinz Achaja, ein bedeutender Umschlagplatz des Handels und ein Knotenpunkt für Reisen zwischen Italien und Kleinasien. Nach der Zerstörung Korinths 146 v. Chr. wurde die Stadt erst 44 v. Chr. unter Cäsar wieder aufgebaut. Sie wurde zu einer Weltstadt mit extremen sozialen Unterschieden. Etwa zwei Drittel der 700.000 Einwohner waren Sklaven. Die Sittenlosigkeit in Korinth war sprichwörtlich. „Leben wie in Korinth“ bedeutete, ein ausschweifendes Leben zu führen. Die Tempelprostitution trug ebenfalls dazu bei. Götzendienst gehörte zum Alltag in Korinth, sowie der anschließende Verkauf des Götzenopferfleisches auf dem Fleischmarkt. Einige Andeutungen in den Briefen des Paulus zeigen, wie sehr die jungen Christen mit den Sünden, die sie täglich um sich herum sahen, zu kämpfen hatten und wie dadurch das Gemeindeleben belastet wurde.
Zweck
In der Gemeinde, die von Paulus vor ungefähr fünf Jahren gegründet wurde, waren verschiedene Missstände aufgetreten. Von den Leuten der Cloe wurde ihm berichtet, dass in der Gemeinde Streit herrschte (1. Kor 1,11). Diese Streitfragen versuchte Paulus zu lösen. Er ermahnte sie zu einem geheiligten Leben und beantwortete ihre Fragen, die sie in einem Brief an ihn gestellt hatten. Der Inhalt des Briefes macht deutlich, weshalb Paulus den Brief geschrieben hat:
- Warnung vor Spaltungen
- Verurteilung der Unzucht und Klarstellung biblischer Maßstäbe
- Fragen bezüglich der Ehe, Ehescheidung und Ehelosigkeit
- Auskunft über das Essen von Götzenopferfleisch
- Missstände bei der Feier des Abendmahls
- Anleitung über den Gebrauch der Geistesgaben.
Einteilung
Missstände, die behoben werden sollen (1. Kor 1-6)
- Grußwort (1. Kor 1,1-9)
- Spaltungen in der Gemeinde (1. Kor 1,10-17)
- Die Weisheit dieser Welt im Unterschied zur Weisheit Gottes (1. Kor 1,18-2,16)
- Parteisucht ist ein Zeichen von Fleischlichkeit (1. Kor 3,1-10)
- Das Werk eines jeden wird offenbar werden (1. Kor 3,11-23)
- Das Vorbild der Apostel im Dienst Christi (1. Kor 4)
- Unmoral und Gemeindezucht (1. Kor 5)
- Rechtsstreitigkeiten in der Gemeinde (1. Kor 6,1-11)
- Die Bedeutung unseres Leibes, 6,12-20)
Fragen, die beantwortet werden sollen (1. Kor 7-16)
- Ehe und Ehelosigkeit (1. Kor 7)
- Das Essen von Götzenopferfleisch (1. Kor 8)
- Die Autorität des Paulus (1. Kor 9)
- Israels Versagen als Warnung für die Christen (1. Kor 10,1-13)
- Warnung vor der Teilnahme an heidnischen Opfermahlzeiten (1. Kor 10,14-33)
- Die Kopfbedeckung der Frau (1. Kor 11,1-16)
- Das Abendmahl (1. Kor 11,17-34)
- Die Gaben des Geistes (1. Kor 12)
- Die Bedeutung der Liebe (1. Kor 13)
- Die Zungenrede und prophetische Rede (1. Kor 14)
- Die Auferstehung von den Toten (1. Kor 15)
- Die Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem (1. Kor 16,1-4)
- Reisepläne und Grüße (1. Kor 16,5-24)
Besonderheiten
- Paulus macht an seinem persönlichen Leben deutlich, dass Gott oft schwache Menschen gebraucht, um mit ihnen sein Reich zu bauen. Die Botschaft des Paulus besteht nicht aus menschlicher, sondern aus göttlicher Weisheit. Sie wirkt durch den Heiligen Geist und durch Gottes Kraft.
- In keiner anderen Schrift des Neuen Testaments haben wir eine so ausführliche Abhandlung über die Gaben des Heiligen Geistes wie im 1. Korintherbrief.
- Paulus weist auf die Einheit des Leibes Christi, der Gemeinde, hin. Darin hat jedes Glied eine große Bedeutung und trägt zum Wohl des ganzen Leibes bei.
- Sehr wichtig sind auch die Abschnitte über Ehe, Ehelosigkeit und Ehescheidung sowie über die Warnungen vor einem ausschweifenden Leben. Gegen Schluss des Briefes wird erklärt, was die Auferstehung Jesu und die Auferstehung der Gläubigen in Herrlichkeit bedeuten.