Der Prophet Obadja - Gottes Gericht über die Feinde Israels

Edom zählt in den Augen Gottes zu den unbeliebtesten Nationen im Alten Testament.
In acht verschiedenen Büchern berichtet uns die Schrift über Gottes Urteil und seinen Zorn über Edom. Einige der schwerwiegendsten Anschuldigungen finden sich im Buch Obadja, das nach dem Namen seines Verfassers benannt wurde.

Autor und Abfassungszeit

Verfasst von Obadja während der Regierungszeit Jerobeams, König in Juda, ca. 848 bis 841 v. Chr.
Über den Verfasser gibt es keine sicheren Angaben. Es existieren zwar zahlreiche alttestamentliche Hinweise auf Männer dieses Namens, aber sie scheinen sich nicht auf diesen Propheten zu beziehen. Geographische Erwähnungen im Buch Obadja legen nahe, dass er aus dem Südreich stammte. Wahrscheinlich war er ein Zeitgenosse Elias und Elisas.

Schlüsselpersonen

Die Edomiter - die Nation stammt von Esau ab, sie wurden von Gott verachtet und gerichtet (Ob 1,1-16).

Hintergrund und Umfeld

Die Edomiter führen ihre Herkunft auf Esau zurück, den erstgeborenen (Zwillings-) Sohn von Isaak und Rebekka (1. Mo [[3]],24-26), der mit Jakob bereits im Mutterleib im Kampf lag (1. Mo 25,[[2]]), was sich auch später nicht änderte. Esau wird auch Edom genannt, was „rot“ bedeutet, weil er sein Erstgeburtsrecht für ein „rotes Linsengericht“ verkauft hatte (1. Mo 25,30). Die Spannungen, die zwischen Jakob und Esau herrschten, übertrugen sich auch auf die beiden Völker, deren Stammväter sie wurden. Israel war Edom ein Ärgernis und er startete immer wieder neue Versuche, um Israel die Einnahme des verheißenen Landes unmöglich zu machen. Er wollte nicht, dass sie dort wohnten. Gott wies Israel an, Edom freundlich zu behandeln (5. Mo 23,8-[[6]]). Später sandte Gott Obadja zu den Edomitern, um ihnen ihre Sünde vorzuhalten und ihnen auf Grund ihres Verhaltens gegenüber Israel das Gericht anzukündigen. Die Edomiter spielten in der biblischen Geschichte eine Rolle, die sogar noch über das AT hinausreichte. Herodes der Große, ein Idumäer, wurde unter der Herrschaft Roms König über Juda. In gewisser Hinsicht wurde Esaus und Jakobs Feindschaft in Herodes’ Absicht, Jesus zu töten, fortgesetzt. Schließlich wurden die Edomiter 70 n. Chr. während der Eroberung und Zerstörung Jerusalems besiegt. Wie Obadja prophezeite, würden sie „auf ewig ausgerottet werden“ (Ob 1,10), „sodass dem Haus Esau kein Überlebender übrig bleibt“ (Ob 1,18).

Schlüssellehren

  • Gottes Gericht über Edom und die Nationen (Ob 1,1-16; Ps 83,6-19; 137,7; Jes 11,14; 21,11-12; 34,5; 63,1-6; Jer 49,7-22; Kla 4,21-22; Hes 25,12-14; 35,1-15; Joel 4,19; Am 1,11.12; 9,11.12; Mal 1,2-5)
  • Gottes Barmherzigkeit mit Israel auf Grund seines Bundes (Ob 1,17-21; Ps 22,29; Jes 14,1-2; Dan 2,44; Joel 3,5; Am 9,8; Jak 5,20; Offb 11,15)

Gottes Wesen

  • Gott ist ein Richter (Ob 1,1-16)
  • Gott ist ein Wiederhersteller (Ob 1,17-21)

Christus

In Obadja handelt Christus sowohl als Richter über die Nationen (Ob 1,15-16) wie auch als Retter seines auserwählten Volkes (Ob 1,17-20). Israels endgültiger Triumph kann und wird einzig und allein durch Christus bewirkt werden.

Schlüsselworte

  • Hebräisch zadon (Ob 1,3) - bedeutet wortwörtlich „aus Stolz oder Hochmut handeln“ (5. Mo 18,22; 1. Sam 17,28). Die alttestamentlichen Schreiber benutzten dieses Wort, um die stolzen Edomiter zu charakterisieren (Ob 1,3; Jer 49,16). Sobald der Mensch meint, er könne ohne Gott leben, wird er stolz. Gottlosigkeit führt letztendlich aber bloß zu Schande und endet mit Vernichtung (Spr 11,2; 13,10; Jer 49,16; Hes 7,10-12).

Gliederung

Gottes Gericht über Edom (Ob 1,1-14)

  • Edoms Strafe (Ob 1,1-9)
  • Edoms Verbrechen (Ob 1,10-14)

Gottes Gericht über die Völker (Ob 1,15-16)

Gott stellt Israel wieder her (Ob 1,17-21)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Homer verfasst die zu Klassikern gewordenen griechischen Sagen: Die Ilias und die Odyssee.

10. Häufig auftauchende Fragen

Die Ähnlichkeit zwischen Obadja 1,1-9 und Jeremia 49,7-22 ist offensichtlich. Die Frage stellt sich: „Wer hat von wem abgeschrieben“?

Angenommen, dass es keine dritte gemeinsame Quelle gab, scheint Jeremia sich bei Obadja bedient zu haben, da die in beiden Büchern verwendeten Verse bei Obadja eine Einheit bilden, während sie im Jeremia-Text verstreut sind.

Warum entschied sich Gott, so ein kurzes Buch in die Schrift einzufügen?

Nun, Obadja ist nicht das kürzeste Buch in der Bibel: der 2. Johannesbrief (13 Verse) und der 3. Johannesbrief (15 Verse) sind noch kürzer. Man sollte sich aber davor hüten, diese Bücher wegen ihrer geringen Länge zu übersehen. Gott versteht es, uns sehr viel Lehrreiches anhand sehr weniger Verse zu vermitteln.
Obadja, sowie andere kurze Bücher, liefern uns sehr konzentrierte Informationen zu spezifischen Themen. Der Prophet mag viele Jahre des Dienstes und dutzende von Botschaften gehabt haben, aber er hatte eine Vision. Im Auftrag Gottes ermahnte er das Volk in aller Strenge. Die in diesem Mahnruf enthaltenen Wahrheiten bieten uns bis auf den heutigen Tag Hoffnung. Obadjas Schlussworte lauteten: Und die Königsherrschaft wird dem HERRN gehören (Ob 1,21).

Kurzstudium / einige Fragen

  • Nenne die spezifischen Anschuldigungen gegen Edom!
    Wie beschreibt Gott seine eigene Haltung gegenüber Israel im Buch Obadja?
    Welche Illustrationen von Stolz finden wir in Obadja?
    Nimmst du dir Obadjas Warnungen hinsichtlich des Stolzes auch persönlich zu Herzen?

Impressum

John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de 
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist