Der dritte Brief des Apostels Johannes - Den Dienern Gottes dienen

Im dritten Johannesbrief spricht Johannes ein Lob auf die Gastfreundschaft aus.
Das Kennzeichen des 2. und 3. Johannesbriefs ist ihre Kürze. Jeder dieser beiden Briefe passt problemlos auf ein einziges Blatt Papyrus. Mit diesem Brief kündet der Apostel seinen baldigen Besuch an. Er ermutigt und fordert Gajus, einen Leiter der Gemeinde und Empfänger dieses Briefes, heraus, indem er ihm anhand von einem negativen und einem positiven Beispiel aufzeigt, was die Merkmale wahrer geistlicher Leiterschaft sind.

Autor und Abfassungszeit

Johannes benutzt auch hier denselben Begriff für seine Person wie schon im zweiten Johannesbrief und beschreibt sich selbst als „der Älteste“. Diese Bezeichnung zeigt das fortgeschrittene Alter des Apostels sowie seine Autorität und seinen Status als Augenzeuge, was besonders für die Anfangszeit des Christentums zutraf, als er in den Dienst Jesu miteinbezogen war. Das genaue Abfassungsdatum des Briefes kann nicht bestimmt werden. Da die Struktur, der Stil und das Vokabular in etwa dem 2. Johannesbrief entsprechen (3. Joh 1,1 [vgl. 2. Joh 1,1]; 3. Joh 1,4 [vgl. 2. Joh 1,4]; 3. Joh 1,13 [vgl. 2. Joh 1,12]; 3. Joh 1,14 [vgl. 2. Joh 1,12]), ist es sehr wahrscheinlich, dass Johannes den Brief zur gleichen Zeit verfasste oder kurz nach 2. Johannes, ca. 90-95 n. Chr. Ebenso wie die ersten beiden Briefe schrieb der Apostel seinen dritten Brief wahrscheinlich zu einem späten Zeitpunkt seines Lebens während seines Dienstes in Ephesus.

Schlüsselpersonen

  • Johannes - schrieb Gajus, um ihn für seine großzügige Gastfreundschaft zu loben (3. Joh 1 1-15)
  • Gajus - der alleinige Empfänger dieses Briefes; ein Mitglied einer Gemeinde, die unter Johannes’ Aufsicht und Obhut stand (3. Joh 1 1)
  • Diotrephes - ein Mitglied der Gemeinde, das durch seinen Egoismus und seinen Geltungsdrang negativ auffiel (3. Joh 1 9-10)
  • Demetrius - treuer Diener und hervorragendes Vorbild in der Gemeinde (3. Joh 1 12)

Hintergrund und Umfeld

Der dritte ist vielleicht der persönlichste der drei Johannesbriefe. Während 1. Johannes anscheinend ein allgemeiner Brief an Gemeinden ist, die in ganz Kleinasien verstreut waren, und 2. Johannes an eine Frau und ihre Familie gerichtet war (2. Joh 1), nennt der Apostel in 3. Johannes deutlich den Namen des alleinigen Empfängers, „den geliebten Gajus“ (3. Joh 1,1). Der Name „Gajus“ war im 1. Jahrhundert weit verbreitet (z.B. Apg 19,29; 20,4; Röm 16,23; 1. Kor 1,14), doch es ist nichts von dieser Person bekannt bis auf Johannes Anrede, aus der gefolgert wurde, dass er einer der Gemeinden angehörte, die sich unter Johannes geistlicher Obhut befanden.
Brüder, die Johannes von der Gastfreundschaft, die sie bei Gajus genossen hatten, berichteten, motivierten den Apostel, diesen Brief zu verfassen. Im Gegensatz zu Gajus gab es aber auch negative Beispiele wie z.B. Diotrephes, der sich weigerte, die von Johannes gesandten Lehrer aufzunehmen und sie zu versorgen (3. Joh 1,9). Als Reaktion auf diese Berichte schreibt Johannes Gajus einen Brief, um ihn zu ermutigen und ihm seinen Dank auszusprechen.

Schlüssellehren

  • Gastfreundschaft - sollte jedem treuen Diener Gottes erwiesen werden (3. Joh 1,9-10; 1Mo 14,18; 18,3-8; 2Mo 2,20; 1Sam 9,22; 2Kö 6,22.23; Hi 31,32; Jes 58,7; Lk 14,13.14; Röm 12,13.20; 1. Tim 3,2; 5,10; Tit 1,8; Hebr 13,2; 1. Petr 4,9)

Gottes Wesen

  • Gott ist gut (3. Joh 1,11)

Christus

Anders als im 1. Johannesbrief und 2. Johannesbriefes wird im 3. Johannesbrief der Name Jesus Christus nicht erwähnt. Im Vers sieben bezeichnet Johannes die Missionare als solche, die „um seines Namens willen ausgezogen sind“ (vgl. Röm 1,5). Die Wahrheit des Opfertods Christi am Kreuz ist und bleibt die Grundlage für alle Botschafter des Evangeliums, die in die weite Welt hinausziehen.

Schlüsselworte

  • Gemeinde: Griechisch ekklesia (3. Joh 1,6.9-10) - wortwörtlich „Versammlung“. In der säkularen griechischen Literatur wurde dieser Begriff benutzt, um irgendeine Art von Zusammenkommen von Leuten zu einem Anlass oder einer Versammlung zu beschreiben. Die neutestamentlichen Schreiber gebrauchten ekklesia als Bezeichnung für die lokale Versammlung der Gläubigen, oder den weltweiten Leib Christi. Johannes benutzt ekklesia auf zwei unterschiedlichen Weisen: im Vers sechs bezieht es sich auf die Gemeinde im Allgemeinen, während er in den Versen neun und zehn von der lokalen Gemeinde spricht. In der Anfangszeit der Gemeinde standen den Gläubigen jeder Stadt eine gewisse Anzahl von Ältesten vor (s. Apg 14,23; 15,2.4; 20,17.18; Tit 1,5). Die lokale Gemeinde jeder Stadt setzte sich aus mehreren Hausversammlungen zusammen.

Gliederung

Lob für christliche Gastfreundschaft (3. Joh 1,1-8)
Verstöße gegen die christliche Gastfreundschaft werden verurteilt (3. Joh 1,9-11)
Abschluss des Themas über christliche Gastfreundschaft (3. Joh 1,12-14)
Gruß (3. Joh 1,15)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Möglicherweise hat Johannes Jünger Polycarp bereits seinen Dienst in Smyrna begonnen.

10. Häufig auftauchende Fragen

1. Welche Richtlinien finden wir in 3. Johannes bezüglich christlicher Gastfreundschaft?

Johannes ermutigt und gibt gleichzeitig auch Ratschläge zur Gastfreundschaft. Johannes nennt mehrere Gründe dafür, dass christliche Gastfreundschaft in der Weise ausgeübt werden sollte, „wie es Gottes würdig ist“ (3. Joh 1,6). Erstens muss man denen Gastfreundschaft erweisen, die reine Motive haben. Diese umherreisenden Missionare zogen „um seines Namens willen“ aus (3. Joh 1,7; vgl. Röm 1,5). Sie müssen ihren Dienst zur Ehre Gottes, nicht zu ihrer eigenen Ehre tun. Zweitens, man muss denen Gastfreundschaft zeigen, die ihren Dienst nicht wegen des Geldes tun. Da die Missionare nichts „von den Heiden“ nahmen (3. Joh 1,7), bildete die Gemeinde ihre einzige Unterstützung. Drittens, jene, die Gastfreundschaft ausüben, haben Anteil an den Diensten ihrer Gäste 3. Joh 1,8).

2. Warum war Johannes über Diotrephes Verhalten derart verärgert?

Johannes spricht zu Gajus über Diotrephes, um auf die negativen Auswirkungen seines Verhaltens hinzuweisen. Diotrephes’ Handeln steht im direkten Widerspruch zu den Lehren Jesu und des NT über das Dienen in der Gemeinde (vgl. Mt 20,20-28; Phil 2,5-11; 1. Tim 3,3; 1. Petr 5,3). Er verstieß in jeder Weise gegen die Regeln der christlichen Gastfreundschaft. Johannes hebt mindesten sechs Negativpunkte im Verhalten Diotrephes’ hervor und will andere dadurch warnen und sie davor bewahren, dieselben Fehler zu begehen:
  • Er liebt es, der Erste zu sein (3. Joh 1, 9).
  • Er akzeptierte Johannes Autorität nicht, d.h. er verwarf die Autorität des Wortes Gottes, indem er sich weigerte, auf die Worte Johannes in seinem Brief zu hören (3. Joh 1,9).
  • „Gegen uns schwatzt“. Das Wort „schwatzen“ stammt von einem Wort mit der Bedeutung „aufsprudeln“ und beinhaltet den Gedanken von nutzlosem, leerem Geplapper - gemeint ist, Unsinn zu reden (3. Joh 1,10).
  • Seine Anschuldigungen gegen Johannes waren ganz und gar ungerechtfertigt „mit bösen Worten“ (3. Joh 1,10). Diotrephes’ Anschuldigungen waren nicht nur falsch, sondern zudem böse.
  • „Nimmt die Brüder nicht auf“ (3. Joh 1,10). Er verleumdete Johannes nicht nur, sondern widerstand auch bewusst anderen Gläubigen und nahm sie nicht auf.
  • „Stößt sie aus der Gemeinde“. Die griechische Sprache lässt erkennen, dass Diotrephes die ausschloss, die sich seiner Autorität widersetzten (3. Joh 1,10).

11. Kurzstudium

  • Welches sind die Höhe- und Tiefpunkte im dritten Johannesbrief?
  • Wem gegenüber soll christliche Gastfreundschaft geübt werden und warum ist sie so wichtig?
  • Welche Charaktereigenschaften führten zu Problemen in der Gemeinde, der Johannes vorstand?
  • Welche Taten und Eigenschaften lobt der Apostel bei Gajus und Demetrius?
  • Welches war dein eindrücklichstes Erlebnis in Punkto Gastfreundschaft (sei es als Gast oder Gastgeber)?

Impressum

John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de 
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist