Der zweite Brief des Apostels Paulus an Timotheus - Letzte Worte

Im zweiten Timotheusbrief finden wir den letzten Willen und das Vermächtnis eines großartigen Apostels.
Die letzten Worte eines Menschen sind oft von entscheidender Bedeutung. Der Apostel Paulus sah dem Tod ins Auge und so schrieb er seinem geliebten „Sohn im Glauben“, Timotheus, einige Worte, um mit ihm seine abschließenden Gedanken zu teilen. Dieser Brief entpuppt sich als eine geisterfüllte Kraftquelle in Form eines letzten Willens oder Testamentes. Paulus zollte auch seinem Herrn und Retter Jesus Christus Tribut und drückte das mit den folgenden Worten aus: „Denn ich weiß, wem ich mein Vertrauen geschenkt habe, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das mir anvertraute Gut zu bewahren bis zu jenem Tag“ (2. Tim 2,12).

Autor und Abfassungszeit

Verfasst von Paulus ca. 66 bis 67 n. Chr.
Mit dem ersten Wort im ersten Vers beansprucht Paulus bereits die Verfasserschaft dieses Briefs. Gegenteilige Vorschläge werden unter Häuf g auftauchende Fragen behandelt. Die Schrift und die Überlieferungen schreiben diesen Brief einstimmig dem Apostel Paulus zu. Es ist der letzte seiner inspirierten Briefe und man nimmt an, dass er ihn kurz vor seinen Märtyrertod im Jahre 66 oder 67 n. Chr. verfasste. Detailliertere Informationen zur Person des Timotheus findet man in den Ausführungen zum ersten Timotheusbrief unter Hintergrund und Umfeld.

Schlüsselpersonen

  • Paulus - schrieb Timotheus, um ihn in seinem pastoralen Dienst, den er in Ephesus tat, zu ermutigen (2. Tim 1,1 - 4,22)
  • Timotheus - der Name bedeutet „einer, der Gott ehrt“; er war ein Hirte in der Gemeinde zu Ephesus (2. Tim 1,2 - 4,22)
  • Lukas - Reisebegleiter Paulus; der einzige, der nicht von Paulus Seite wich während seiner Zeit im Gefängnis (2. Tim 4,11)
  • Markus - Reisebegleiter von Paulus und Barnabas während der ersten Missionsreise (2. Tim 4,11)

Hintergrund und Umfeld

Paulus wurde aus seiner ersten Haft in Rom für eine kurze Zeit des Dienstes entlassen und schrieb während dieser Zeit den 1. Timotheus- und den Titusbrief. Beim 2. Timotheusbrief befindet sich Paulus jedoch bereits wieder in einem römischen Gefängnis (2. Tim 1,16; 2,9). Offenbar hatte Nero ihn im Rahmen seiner Christenverfolgung erneut verhaften lassen. Im Gegensatz zu seiner ersten Haftzeit, wo Paulus zuversichtlich hoffte, bald entlassen zu werden (Phil 1,19.[[5]].[[3]]; 2,[[6]]; Phim 22), hatte er diesmal keine solchen Hoffnungen (2. Tim 4,6-8). Als er zum ersten Mal in Rom in Haft war (ca. 60-62 n. Chr.), hatte Nero noch nicht mit seiner Christenverfolgung begonnen (64 n. Chr.) und so stand Paulus lediglich unter Hausarrest und hatte reichlich Gelegenheit, mit Menschen zu kommunizieren und ihnen mit dem Evangelium zu dienen (Apg 28,16-31). Dieses Mal, fünf oder sechs Jahre später (ca. 66-67 n. Chr.), befand er sich jedoch in einer kalten Zelle (2. Tim 4,13), in Ketten (2. Tim 2,9) und hatte keine Hoffnung auf Freilassung (2. Tim 4,6). Paulus war von nahezu allen engen Freunden verlassen, weil sie Verfolgung befürchteten (vgl. 2. Tim 1,15; 4,9-12,16), und sah seine baldige Hinrichtung bevorstehen. Daher drängt er Timotheus in diesem Brief, er solle schleunigst zu ihm nach Rom kommen und ihn ein letztes Mal besuchen (2. Tim 4,9.21). Ob Timotheus vor der Hinrichtung des Paulus dort ankam, wissen wir nicht. Der Überlieferung zufolge wurde Paulus aus dieser zweiten römischen Haft nicht entlassen, sondern erlitt den Märtyrertod, wie er es vorausgesehen hatte (2. Tim 4,6). Im Bewusstseins seines nahenden Endes gab Paulus in diesem Brief den nicht-apostolischen Mantel des Dienstes an Timotheus weiter (vgl. 2. Tim 2,2) und ermahnte ihn, seine Aufgaben weiterhin treu auszuüben (2. Tim 1,6), an der gesunden Lehre festzuhalten (2. Tim 1,13.14), Irrtümer zu vermeiden (2. Tim 2,15-18), Verfolgung um des Evangeliums willen in Kauf zu nehmen (2. Tim 2,3.4; 3,10-12), völlig auf die Bibel zu vertrauen und sie unaufhörlich zu verkündigen (2. Tim 3,15 - 4,5).

Schlüssellehren

  • Errettung durch Gottes souveräne Gnade - ist einzig und allein in Christus Jesus möglich (2. Tim 1,9.10; 2,10; 1Mo 3,15; Ps 3,9; 37,39; Jes 45,21.22; 49,6; 59,16; 63,9; Lk 1,69; Joh 1,1-18; 6,35.48; 8,12; 10,7.9; 10,11-14; 11,25; 14,6; 17,3; Apg 4,12; 16,31; Röm 5,8; 10,9; Eph 2,8; 5,23; 1. Tim 1,14-16; 2,4-6; Hebr 2,10; 5,9; 1. Petr 1,5; 1. Joh 1,1-4)
  • Die Person Jesus Christus - Gott und Richter der Welt und zugleich der Messias aus dem Samen Davids (2. Tim 2,8; 4,1.8; Jes 7,14; Mt 4,11; Joh 1,14; Röm 1,3.4; Apg 1,9; 1. Tim 3,16; 6,15.16; 1. Joh 4,2.3; 5,6)
  • Ausharren - Gläubige, die treu bleiben und ausharren, liefern dadurch den Beweis der Echtheit ihres Glaubens (2. Tim 2,11-13; Hi 17,9; Ps 37,24; Spr 4,18; Joh 8,31; 1. Kor 15,58; Gal 6,9; Phil 1,6; Kol 1,21-23; Hebr 3,6.14)
  • Inspiration der Schrift (2. Tim 3,16.17; Apg 1,16; Röm 3,2; 9,17; Gal 3,8; Hebr 3,7; 1. Petr 4,11; 2. Petr 1,21)

Gottes Wesen

  • Gott ist mächtig (2. Tim 1,8)
  • Gott hält seine Versprechen (2. Tim 1,1)
  • Gott ist weise (2. Tim 2,19)

Christus

Paulus ermutigt Timotheus in diesem Brief mit den Worten: „Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist“ (2. Tim 1,13). Timotheus, der Paulus Dienst weiterführen sollte, wird vom Apostel daran erinnert, sich auf die Person Jesus Christus zu konzentrieren (2. Tim 2,8; 4,1.8) und „das Wort zu predigen“ (2. Tim 4,2). Als treuer Nachfolger Christi konnte Timotheus sich auf Verfolgung gefasst machen (2. Tim 3,12). Nichtsdestotrotz drängte und ermutigte Paulus ihn, am Glauben „in Christus“ festzuhalten (2. Tim 3,15).

Schlüsselworte

  • Erscheinung: Griechisch epiphaneia (2. Tim 1,10; 4,1.8 - wortwörtlich „hervorscheinen“. In der griechischen Literatur wurde es im Zusammenhang mit einer göttlichen Erscheinung gebraucht. Die deutsche Entsprechung lautet „Epiphanie“. Die neutestamentlichen Autoren benutzten dieses Wort, um das erste Kommen Jesu, als er als Mensch auf diese Erde kam, zu beschreiben (2. Tim 1,10). Auch im Kontext der Wiederkunft Christi taucht dasselbe Wort auf; dann wird ihn die ganze Welt sehen (Mt 24,27)
  • Bücher und Pergamente: Griechisch biblion (2. Tim 4,13); membrana (2. Tim 4,13). Das Wort biblion ist im Neuen Testament sehr gebräuchlich, membrana aber nicht so, es taucht nur einmal auf (2. Tim 4,13). Es stammt aus dem Lateinischen und beschreibt eine dünne Tierhaut, die man zum Schreiben benutzte. Es gibt drei Auslegungsvarianten für den Gebrauch dieser zwei Worte.
    1. „Schriftrollen“ sind Abschriften alttestamentlichen Bücher, „Pergamente“ Abschriften neutestamentliche Bücher;
    2. „Die Bücher“ waren Abschriften von alttestamentlichen wie auch neutestamentlichen Büchern; „die Pergamente“ waren unbeschriebenes Notizmaterial oder kurze Notizen zu gewissen Themen;
    3. Paulus hatte sich vor seiner Verhaftung einige Notizen gemacht und wollte nun daran weiterarbeiten.
  • Von Gott inspiriert: Griechisch theopneustos (2. Tim 3,16) - bedeutet „Gott-gehaucht“, von theos (Gott) und pneô (atmen/hauchen). Im Deutschen ist es äußerst schwierig, die umfassende Bedeutung dieses Begriffs wiederzugeben. Wir sind aber überzeugt, dass Paulus uns sagen wollte, dass alle Schrift von Gott ausgeatmet bzw. Gott-gehaucht ist. Diese Definition bestätigt den göttlichen Ursprung der Bibel; Gott inspirierte aber nicht nur die Autoren, die die Worte der Bibel niederschrieben, sondern er inspiriert auch jeden Leser, der sich ihm im Glauben nähert.

Gliederung

Gliederung

Gruß und Dank (2. Tim 1,1-5)

Das Ausharren eines Menschen Gottes (2. Tim 1,6-18)

  • Die Ermahnung (2. Tim 1,6-11)
  • Die Vorbilder (2. Tim 1,12-18)

Musterbeispiele für einen Menschen Gottes (2. Tim 2,1-26)

  • Paulus (2. Tim 2,1.2)
  • Ein Soldat (2. Tim 2,3.4)
  • Ein Sportler (2. Tim 2,5)
  • Ein Ackerbauer (2. Tim 2,6.7)
  • Jesus (2. Tim 2,8-13)
  • Ein Arbeiter (2. Tim 2,14-19)
  • Ein Gefäß (2. Tim 2,20-23)
  • Ein Diener (2. Tim 2,24-26)

Die Gefahren für einen Menschen Gottes (2. Tim 3,1-17)

  • Wie man mit Abfall umgeht (2. Tim 3,1-9)
  • Wie man über den Abfall siegt (2. Tim 3,10-17)

Die Verkündung eines Menschen Gottes (2. Tim 4,1-5)

  • Die Aufgabe der Verkündigung (2. Tim 4,1.2)
  • Die Notwendigkeit der Verkündigung (2. Tim 4,3-5)

Abschließende Bemerkungen (2. Tim 4,6-18)

  • Der Triumph des Paulus (2. Tim 4,6-8)
  • Die Bedürfnisse des Paulus (2. Tim 4,9-18)

Der Abschiedsgruß (2. Tim 4,19-22)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Die Vorbereitungen für die Zerstörung Israels (70 n. Chr.) laufen bereits auf Hochtouren.

Häufig auftauchende Fragen

1. Worauf bezieht sich „Geist“ im 2. Timotheus 1,7?

Der Begriff beschreibt hier zwei gegensätzliche Einstellungen und nicht so sehr den Heiligen Geist, dessen Gegenwart (2. Tim 1,14) die Ursache des zweiten hier erwähnten „Geistes“ ist. „Geist der Furchtsamkeit“; dieses griechische Wort, das auch mit „Schüchternheit“ übersetzt werden kann, bezeichnet eine feige, peinliche Angst aufgrund eines schwachen, selbstsüchtigen Charakters. Gottes Gegenwart ruft jedoch nie diese Art von Furcht hervor, folglich muss ihre Quelle irgendwo anders liegen.
Vielleicht fürchtete Timotheus sich zu sehr vor der drohenden römischen Verfolgung, die sich unter Nero immer stärker ausweitete, vor der Feindschaft derer in der Gemeinde von Ephesus, die sich seiner Leiterschaft widersetzten und vor den Angriffen falscher Lehrer mit ihren ausgeklügelten Verführungssystemen. Diese Furcht kam jedoch nicht von Gott. Paulus verabreichte Timotheus ein wirksames Gegenmittel gegen diese Art Furcht, indem er ihn an die geistlichen Hilfsmittel erinnert, die Gott uns reichlich gegeben hat. Gott hat den Gläubigen nämlich alles geschenkt, was sie zur Bewältigung aller Versuchungen und Gefahren brauchen (vgl. Mt 10,19.20). Den Gläubigen steht Gottes „Kraft“ zur Verfügung, d.h. eine wirksame, produktive geistliche Energie (Eph 1,18-20; 3,20; vgl. Sach 4,6). Zweitens hat Gott auch seine „Liebe“ ausgegossen. Diese Art von Liebe dreht sich um Gottes Wohlgefallen und das Wohlergehen anderer, und das kommt vor dem eigenen Wohlergehen (vgl. Röm 14,8; Gal 5,22.25; Eph 3,19; 1. Petr 1,22; 1. Joh 4,18). „Besonnenheit“ ist das dritte Hilfsmittel. D.h. ein diszipliniertes, selbstbeherrschtes Gedankenleben mit den richtigen Prioritäten. Das ist das Gegenteil von Angst und Feigheit, die zu Unordnung und Verwirrung führen. Wenn Gläubige auf das souveräne Wesen unseres ewigen Gottes und seine vollkommenen Ratschlüsse blicken, können sie ihr Leben in jeder Situation von göttlicher Weisheit und Zuver¬sicht beherrschen lassen (vgl. Röm 12,3; 1. Tim 3,2; Tit 1,8; 2,2).

2. Wie viele Generationen von Jüngern werden in 2. Timotheus 2,2 erwähnt?

Genauso wie ein Staffelläufer den Stab weiterreicht sollte auch Timotheus das ihm anvertraute Evangelium weiterreichen. Das war Paulus Ziel mit seinem jungen Schützling. In diesem Zusammenhang spricht Paulus von vier Generationen, deren Leben durch die Gnade Christi verändert wurde. Im Lauf der vielen Jahre, in denen Timotheus eng mit Paulus zusammenlebte hatte er die Wahrheiten gelernt, die Gott durch Paulus „vor vielen Zeugen“ geoffenbart hatte. Es war an Timotheus, die nächste Generation für den Dienst zuzurüsten. Timotheus sollte die göttliche Offenbarung, die Paulus ihm mitgeteilt hatte, anderen zuverlässigen Männern weitergeben. Timotheus sollte sich nicht irgendjemand aussuchen, sondern er sollte Ausschau halten nach treuen und lehrfähigen Männern. Diese wiederum würden ihrerseits die nächste Generation in „der Gnade, die in Christus ist“ unterweisen. Dieser Prozess geistlicher Fortpflanzung begann in den Tagen der Urgemeinde und soll fortgeführt werden, bis der Herr wiederkommt.

3. Ist Paulus wirklich der Verfasser der Pastoralbriefe (1. Tim, 2. Tim und Titus)?

Allein schon die Frage impliziert, dass Paulus Verfasserschaft angezweifelt wird; und das ist auch so. Viele moderne Kritiker haben offenbar Freude daran, die klaren Aussagen der Schrift anzugreifen und ohne guten Grund abzustreiten, dass Paulus die Pastoralbriefe (1. Tim, 2. Tim und Titus) geschrieben hat. Diese Kritiker ignorieren das Zeugnis der Briefe (1. Tim 1,1; 2. Tim 1,1; Tit 1,1) sowie das Zeugnis der Urkirche und behaupten, ein frommer Paulusanhänger habe die Pastoralbriefe im 2. Jahrhundert geschrieben. Das wollen sie mit fünf angeblichen Indizien beweisen:
  1. Die geschichtlichen Angaben in den Pastoralbriefen könnten nicht mit der Chronologie des Lebens von Paulus in der Apostelgeschichte harmonisiert werden
  2. Die Irrlehre, die in den Pastoralbriefen beschrieben wird, sei die vollständig entwickelte Gnosis des 2. Jahrhundert
  3. Die Organisationsstruktur der Gemeinden in den Pastoralbriefen sei die des 2. Jahrhunderts und zu ausgereift für die Zeit Paulus
  4. Die Pastoralbriefe enthielten nicht die großen Themen der paulinischen Theologie
  5. Der griechische Wortschatz der Pastoralbriefe enthalte viele Wörter, die weder in den anderen Paulusbriefen noch im übrigen NT vorkommen.
Solche unberechtigten Angriffe durch Ungläubige braucht man zwar keiner Antwort zu würdigen, doch manchmal ist eine solche Antwort hilfreich. Daher kann den Argumenten der Kritiker Folgendes entgegnet werden:
  1. Eine historische Unvereinbarkeit mit der Apostelgeschichte besteht nur dann, wenn man annimmt, dass Paulus aus seiner ersten römischen Inhaftierung, die in der Apostelgeschichte beschrieben ist, niemals entlassen wurde. Doch er wurde entlassen, denn die Apostelgeschichte schreibt nichts über seine Hinrichtung, und Paulus selbst erwartete, freigelassen zu werden (Phil 1,19.25.26; 2,24; Phim 1,22). Die historischen Ereignisse in den Pastoralbriefen passen nicht zur Chronologie der Apostelgeschichte, weil sie sich auf eine Zeit nach dem Ende der Apostelgeschichte beziehen, die mit Paulus erster Haftzeit in Rom endet.
  2. Es gibt zwar Übereinstimmungen zwischen der Irrlehre, die in den Pastoralbriefen beschrieben wird und der Gnosis des 2. Jahrhunderts (s. Einleitung zum Kolosserbrief: Hintergrund und Umfeld), doch bestehen auch bedeutende Unterschiede. Im Gegensatz zur Gnosis des 2. Jahrhunderts befanden sich die Irrlehrer bei den Pastoralbriefen noch innerhalb der Gemeinde (vgl. 2. Tim 1,3-7) und ihre Lehre basierte auf judaistischer Gesetzlichkeit (2. Tim 1,7; Tit 1,10.14; 3,9). Die in den Pastoralbriefen beschriebene Organisationsstruktur der Gemeinde stimmt völlig mit der von Paulus eingeführten Struktur über ein (Apg 14,23; Phil 1,1).
  3. Die Pastoralbriefe enthalten die zentralen Themen der paulinischen Theologie: die Inspiration der Schrift (2. Tim 3,15-17); die Erwählung (2. Tim 1,9; Tit 1,1.2); die Errettung (Tit 3,5-7); die Gottheit Christi (Tit 2,13); Jesu Werk als Mittler (1. Tim 2,5) und seine stellvertretende Erlösung (2. Tim 2,6).
  4. Die unterschiedlichen Themen in den Pastoralbriefen erforderten einen anderen Wortschatz als den der übrigen Paulusbriefe.
Wenn man annimmt, ein „frommer Fälscher“ habe die Pastoralbriefe geschrieben, ergeben sich mehrere Schwierigkeiten:
  1. Die Urkirche billigte solche Praktiken nicht.
  2. Warum sollte man drei Briefe ähnlichen Inhalts fälschen, die keinerlei abweichende Lehren enthalten?
  3. Wenn es sich um Fälschungen handelt, warum hat der Schreiber dann keine Chronologie entworfen, die mit der Apostelgeschichte übereinstimmt?
  4. Hätte ein späterer, hingegebener Nachfolger des Paulus seinem Meister die Worte aus 2. Timotheus 1,13.15 in seinen Mund gelegt?
  5. Warum hat er vor Verführern gewarnt (2. Tim 3,13; Tit 1,10), wenn er selber einer war?
Alle Anzeichen deuten klar darauf hin, dass Paulus die Pastoralbriefe verfasst hat. Diese Position ist die vernünftigste, am einfachsten zu verteidigende und sie ist sicherlich auch die biblischste.

4. Was ist eine „Abschiedsrede“ und warum enthält der zweite Timotheusbrief eine solche?

Wie das Wort schon sagt, eine Abschiedsrede ist eine Rede, die man hält, wenn man sich verabschiedet oder weggeht. Im gesamten Brief tauchen immer wieder Hinweise auf, die uns Rückschlüsse hinsichtlich Paulus Gemütsstimmung ziehen lassen. In 2. Timotheus 4,6-8 steht aber v. a. Paulus Selbstbeurteilung im Zentrum. Er konnte ohne Bedauern und Gewissensbisse auf sein zu Ende gehendes Leben zurückblicken. In diesen Versen prüft er sein Leben aus drei Perspektiven:
  1. Aus der gegenwärtigen Realität seines Lebensendes, für das er bereit war (2. Tim 4,6);
  2. Aus der Vergangenheit, in der er treu war (2. Tim 4,7), und
  3. aus der Zukunft, für die er seinen himmlischen Lohn erwartete (2. Tim 4,8).

Kurzstudium

  • Paulus lehrte Timotheus, dass bei einem Diener des Evangeliums eine ganz bestimmte Einstellung klar erkennbar sein muss. Welche dieser zwingend erforderlichen Merkmale lassen auf eine solche Einstellung schließen?
  • Worauf legt Paulus sowohl im ersten wie auch im zweiten Timotheusbrief besonderen Wert?
  • Im Kapitel 2 wird ein Prozess beschrieben, der der Ausbreitung des Evangeliums dient. Wie sieht dieser Prozess aus?
  • Wie passt Paulus’ Aussage (2. Tim 3,16) in das Gesamtbild des zweiten Timo-theusbriefes?
  • Auf welche Gefahren weist Paulus seinen jungen Schützling hinsichtlich des Dienstes in bedrängten Zeiten hin?
  • Wer ermutigt dich in deinem Leben als Christ am meisten? Wie reagierst du darauf und wie sieht deine Beziehung zu diesem Menschen aus?

Impressum

John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de 
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2

Erklärung der Farben

im Bibeltext

Blau Handeln Gottes
Blau Rede Gottes
Rot Betrift mein Leben
Grün

Verheißung / Versprechen

Grün Verheißung / Versprechen
Braun wichtig
Beige wichtig
Türkis Jesus
Gelb Heiliger Geist