Der Prophet Habakuk - Der Gerechte wird aus Glauben leben
Als letzter zu Juda gesandter Prophet nimmt der Verfasser einen dubiosen Ehrenplatz ein.
„Das ist einfach nicht fair!“ Streitgespräche zwischen Freunden, Familienangehörigen und Nationen enden oft mit dem Vorwurf unfair zu sein. Eines der ungeschriebenen Gesetze des Lebens fordert, dass es fair sein sollte. Diese Annahme kann sich sehr gefährlich auswirken, wenn sie sich zwischen uns und Gott stellt. Der Prophet Habakuk wandte sich mit zwei wohlbekannten Fragen an Gott:
- Gott, warum ist das Leben so unfair?
- Warum unternimmt Gott nichts angesichts dieser Unfairness?
Gottes Antworten und Habakuks Schlussfolgerungen lassen dieses Buch zu einer wertvollen geistlichen Quelle werden.
Autor und Abfassungszeit
Verfasst von Habakuk; ca. 615 bis 605 v. Chr.
Wie bei vielen der kleinen Propheten ist über den Autor nur das bekannt, was aus dem Buch entnommen werden kann. Seine einfache Einleitung „der Prophet Habakuk“ mag andeuten, dass er sich nicht vorstellen musste, da er ein wohlbekannter Prophet seiner Zeit war. Sicher ist, dass er ein Zeitgenosse von [[2]], [[[[3]]]], Daniel und Zefanja war.
Schlüsselpersonen
Habakuk - der letzte nach Juda gesandte Prophet vor der Gefangennahme Judas durch Babylon (Hab 1,1 - 3,19)
Die Chaldäer - Gott stärkte die Babylonier und setzte sie danach als Gerichtswerkzeug gegen Juda ein (Hab 1,6-11; 2,2-20).
Hintergrund und Umfeld
Habakuk prophezeite in den letzten Tagen des Assyrerreiches und zu Beginn der babylonischen Weltherrschaft. Die wohl bekannteste Persönlichkeit dieser Zeit war Nebukadnezar; zuerst Prinz und dann König über Babylon. Im Jahre 626 v. Chr. begannen die Babylonier mit der Ausdehnung ihres Herrschaftsgebiets, die im Jahre 605 v. Chr. ihren Höhepunkt erreichte. Die ärgsten Feinde waren geschlagen.
Als König Josia den assyrischen Verbündeten Ägypten in der Schlacht von Megiddo (609 v. Chr.) herausforderte, wurde auch Juda in Geschehnisse der damaligen Weltgeschichte verwickelt. Josia wurde im Verlauf dieser Schlacht getötet. Zu einem früheren Zeitpunkt, nachdem Josia das Buch des Gesetzes im Tempel wiederentdeckt hatte (622 v. Chr.), leitete er bedeutsame geistliche Reformen in Juda ein (2. Kö 22-23); so schaffte er viele der götzendienerischen Praktiken ab. Nach seinem Tod kehrte das Volk jedoch wieder zu seinen bösen Wegen zurück (vgl. Jer 22,13-19), was Habakuk zu der Frage veranlasste, weshalb Gott schwieg und es nicht bestrafte (Hab 1,2-4), um sein Bundesvolk zu reinigen.
Schlüssellehren
- Das Wesen des Gerichts Gottes - Gott benutzte die Babylonier um Juda zu richten (Hab 1,5-11; 2,2-20; 5. Mo 28,49.50; 2. Kö 24,2; 2. Chr 36,17; Jer 4,11-13; Hes 7,24; 21,36; Mi 4,10; Apg 17,31; Röm 2,16; Offb 6,17)
- Wahre Anbetung Gottes - Gott soll nicht nur wegen der zeitlichen Segnungen angebetet werden, sondern um seiner selbst willen (Hab 3,17-19; 5. Mo 28,1-14; Ps 97,12; Jes 12,2; 41,16; 61,10; Lk 1,47; Phil 4,4; Offb 4,10-11)
- Rechtfertigung aus Glauben - der Mensch wird allein durch den Glauben gerettet und nicht auf Grund von Werken (Hab 2,4; 1. Mo 15,6; 3. Mo 18,5; Jes 45,25; 50,8.9; Sach 3,4-5; Joh 3,36; Röm 1,17; 5,1; Gal 3,11; Kol 1,22-23; Hebr 3,12-14; 10,38)
Gottes Wesen
- Gott ist herrlich (Hab 2,14)
- Gott ist zornig (Hab 3,2)
Christus
Obwohl Habakuk den Namen Christus nie erwähnt, erfreut er sich doch des Retterdienstes Jesu, indem er vom „Gott deiner Errettung“ spricht (Hab 3,18). In Habakuk finden wir auch eine Vorschattung der künftigen Errettung durch Christus: „Du ziehst aus zur Rettung deines Volkes, zum Heil mit deinem Gesalbten; du zerschmetterst das Haupt vom Haus des Gesetzlosen, du entblößt die Grundmauer von unten bis oben“ (Hab 3,13). Sowohl Altes Testament wie Neues Testament bestätigen, dass Jesus „der Gesalbte“ ist (Ps 28,8; Dan 9,25-26; Apg 4,27; 10,38; Hebr 1,9).
Schlüsselworte
- Bild: Hebräisch pesel (Hab 2,18) - stammt von einem Verb, das „aus Stein meißeln“ oder „aus Holz schnitzen“ bedeutet (2. Mo 34,4). Ein Bild ist eine Abbildung oder ein Götze, der einem Menschen oder Tier gleicht und aus Stein, Holz oder Metall gefertigt wurde. Gott untersagte den Hebräern am Berg Sinai solche Götzenbilder herzustellen (2. Mo 20,4). Das Fehlen dieser Bilder sollte als Unterscheidungsmerkmal zwischen der wahren Religion der Hebräer und den anderen Religionen dienen. Tragischerweise folgten die Israeliten dem Vorbild ihrer Nachbarn und begannen mit der Anbetung geschnitzter Götzenbilder (Ri 18,30; 2. Chr 33,7). Der Psalmist beschreibt die Götzen selbst als wertlos und ihre Anbeter als Leute, die sich schämen müssen (Ps 97,7). Sowohl Jesaja (Jes 40,19-20; 44,9-20) und Habakuk (Hab 2,18-19) machen sich über die Leute lustig, die ihr Vertrauen in von Menschen gefertigte Bilder setzen. Sie können weder sehen, noch hören, noch reden, ganz zu schweigen davon, dass sie ihren Anbetern nicht helfen können.
Gliederung
Einleitung (Hab 1,1)
Die Ratlosigkeit des Propheten (Hab 1,2 - 2,20)
- Seine erste Klage (Hab 1,2-4)
- Gottes erste Antwort (Hab 1,5-11)
- Seine zweite Klage (Hab 1,12 - 2,1)
- Gottes zweite Antwort (Hab 2,2-20)
Das Gebet des Propheten (Hab 3,1-19)
- Bitte um Gottes Gnade (Hab 3,1-2)
- Lob der Macht Gottes (Hab 3,3-15)
- Verheißung der Allgenügsamkeit Gottes (Hab 3,16-19)
Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …
In Ephesus wird der Tempel der Artemis gebaut; eins der sieben Weltwunder.
Häufig auftauchende Fragen
1. Inwiefern bieten Gottes Antworten auf die tiefgründigen Fragen Habakuks den modernen Menschen von heute eine Hilfe?
Die Fragen des Propheten stellen einige der fundamentalsten Lebensfragen dar, deren Antworten wichtige Grundsteine bilden, auf die man ein richtiges Verständnis von Gottes Wesen und seinen souveränen Wegen in der Geschichte bauen kann. Der Kern seiner Botschaft liegt in dem Aufruf, Gott zu vertrauen (Hab 2,4): „der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“. Der Sinn des Lebens kann nicht anhand ausgeklügelter und intellektueller Antworten erklärt werden; ein heiliges Leben wird jedoch sicher zum Ziel führen. Wer heutzutage den Propheten Habakuk liest, findet in ihm unter Umständen einen Weggenossen, der einen ermuntert, dem Gott, dem auch er sein Vertrauen schenkte, zu vertrauen.
2. Welchen Einfluss übt Habakuk auf das Neue Testament aus?
Die neutestamentlichen Zitate messen Habakuk eine außergewöhnliche geistliche Bedeutung bei. Der Schreiber des Hebräerbriefes zitiert Habakuk 2,4, um dem Gläubigen die Notwendigkeit näher zu bringen, inmitten von Not und Prüfungen stark und treu zu bleiben (Hebr 10,38). Der Apostel Paulus hingegen wendet den Vers zweimal an (Röm 1,17; Gal 3,11), um die Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben hervorzuheben. Dieser scheinbare Widerspruch muss jedoch nicht unbedingt ein Auslegungsproblem darstellen, denn die Betonung bei Habakuk und den neutestamentlichen Zitaten reicht über den bloßen Akt des Glaubens hinaus und beinhaltet die Kontinuität des Glaubens. Glaube, wie wir ihn der Schrift finden, ist kein einmaliger Akt, sondern eine Lebenseinstellung. Der wahre Gläubige, der von Gott für gerecht erklärt wurde, wird sein ganzes Leben hindurch am Glauben festhalten (vgl. Kol 1,22-23; Hebr 3,12-14). Er wird dem souveränen Gott vertrauen, der immer das Richtige tun wird.
Kurzstudium / einige Fragen
- Wie beantwortet Gott Habakuks erste Frage: Gott, warum ist das Leben so unfair?
- Wie beantwortet Gott Habakuks zweite Frage: Warum unternimmt Gott nichts angesichts dieser Unfairness?
- Wenn du schwierige Zeiten durchmachst und von Zweifeln geplagt wirst, wie reagierst du dann? Wie begegnest du diesen Problemen?
- Wie wird Gottes Souveränität im Buch Habakuk hervorgehoben und geehrt?
- Was ist in den Augen Habakuks die nicht zu übertreffende Hoffnungsquelle?
Impressum
John F. MacArthur
1. Auflage 2003
© 2001 by John MacArthur
Originaltitel: The MacArthur Quick Reference Guide To The Bible
Nelson / Word Publishing Group, Nashville
© der deutschen Ausgabe 2003
by CLV • Christliche Literatur-Verbreitung
Postfach 11 01 35 • 33661 Bielefeld
Internet: www.clv.de
Übersetzung: Martin Manten, Berlin
Lektorat: Claudia Kreutzer und Gabi Manten
Satz: CLV
Umschlag: Dieter Otten, Gummersbach
Druck und Bindung: Ebner & Spiegel, Ulm
ISBN: 3-89397-644-2