Micha
Inhalt
Thema: Das Gericht über Samaria und Jerusalem sowie die zukünftige Wiederherstellung
Obwohl Micha in Juda weissagte, richtete er seine Botschaft sowohl an das Südreich wie an das Nordreich Israels. Er deckte die Sünden des Volkes auf, weil sie nicht ungestraft bleiben konnten. Er verurteilte den Götzendienst, die Gewalttaten der leitenden Männer sowie die Verführung durch die falschen Propheten. Er klagte über den verdorbenen Zustand seines Volkes und kündigte ihnen das kommende Gericht zur Bestrafung an, nämlich die Zerstörung Samarias und Jerusalems.
Auf der anderen Seite wies Micha darauf hin, dass Gott Israel wieder sammeln würde und sie wie Schafe in einem Stall zusammenbringen will. Die Nationen werden einst zum Haus des Herrn nach Jerusalem hinaufziehen, um Weisung vom Herrn zu empfangen, weil sie in Gottes Wegen wandeln möchten. Zu der Zeit werden Schwerter zu Pflugscharen und Spieße zu Sicheln umgewandelt werden. Micha wies auch darauf hin, dass ihr Herr und Retter aus Bethlehem kommen wird.
Verfasser
Micha war ein Sohn Moreschets und wirkte zur Zeit der Könige Jotam, Ahas und Hiskias aus Juda (Mi 1,1). Moreschet lag nahe der Grenze von Judäa zu Philistäa, ca. 30 km südwestlich von Jerusalem. Micha war durch den Geist des Herrn mit Kraft erfüllt, um dem Volk Israel ihre Sünden zu verkündigen.
Der Name Micha bedeutet „Wer ist wie Gott?“ Diese Frage durchzieht auch das ganze Buch und tritt in Micha 7,18 noch einmal deutlich hervor. Dort heißt es: „Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die übriggeblieben sind von seinem Erbteil; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig!“
Außer aus dem Buch Micha selbst haben wir keine weiteren Informationen über ihn. Der in 1. Könige 22,8 genannte Micha muss ein anderer Prophet gewesen sein, da er bereits ca. 100 Jahre früher wirkte.
Abfassung
Auch wenn Micha nicht direkt als der Verfasser bezeichnet wird, können wir doch davon ausgehen, dass er das Buch selbst geschrieben hat. In Micha 1,1 haben wir einen Hinweis auf den Zeitabschnitt seiner Wirksamkeit. Die Könige Jotam, Ahas und Hiskia regierten in der Zeit von 740-698 v. Chr. Die Abfassung muss noch vor der Wegführung des Nordreiches in die Gefangenschaft (722 v. Chr.) geschehen sein, da auf seine Zerstörung bereits prophetisch hingewiesen wird (Mi 1,6-7).
Zeitabschnitt
Micha war ein Zeitgenosse des Propheten Jesaja. Er wirkte vor der Wegführung des Nordreichs in die Gefangenschaft und wahrscheinlich auch noch danach. In Juda ging der geistliche Verfall ebenfalls voran. Durch den gottesfürchtigen König Hiskia geschahen zwar einige Reformen, doch der Niedergang des Volkes konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Zweck
- Micha deckt die Sünden des Volkes Gottes sowohl im Nordreich als auch im Südreich auf. Er klagt darüber und kündigt das Gericht Gottes an.
- Er zeigt, dass Gott keinen Gefallen an äußeren religiösen Formen hat. Gott möchte vielmehr, dass wir sein Wort halten, Liebe üben und demütig vor unserem Gott sind.
- Micha weist nicht nur auf das Gericht hin, sondern auch darauf, dass Gott sein Volk wieder sammeln und es einst im Frieden leben wird.
Einteilung
Warnung vor dem kommenden Gericht (Mi 1-3)
- Das Gericht über Samaria und Jerusalem (Mi 1,1-7)
- Die Klage über das kommende Gericht (Mi 1,8-16)
- Die Ursachen des Gerichts (Mi 2,1-11)
- Die Verheißung der künftigen Sammlung (Mi 2,12.13)
- Die Klage gegen die führenden Männer Israels (Mi 3)
Ankündigung des zukünftigen Friedensreiches (Mi 4-5)
- Das kommende Friedensreich (Mi 4,1-5)
- Die Wiederherstellung des Volkes (Mi 4,6-14)
- Der zukünftige Herrscher und Erretter Israels (Mi 5)
Der Weg zum Heil (Mi 6-7)
- Gottes Anklage gegen sein abtrünniges Volk (Mi 6)
- Die Klage des Propheten über die Verderbtheit des Volkes (Mi 7,1-6)
- Die Hoffnung des Volkes Gottes auf Rettung (Mi 7,7-17)
- Die Barmherzigkeit und Treue Gottes (Mi 7,18-20)
Besonderheiten
- Micha weist auf die Sündhaftigkeit des ganzen Volkes hin: „Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut, ein jeder jagt den anderen, daß er ihn fange ...“ (Micha 7,2-6). Durch den Geist des Herrn war Micha in der Lage, die Übertretung des Volkes anzuzeigen (Micha 3,8).
- Schonungslos deckt er die Sünden der führenden Männer des Volkes auf:
- sie hassen das Gute und lieben das Arge (Micha 3,2)
- sie beuten das Volk aus (Micha 3,2-3)
- die Propheten nehmen Bestechungsgeschenke und verführen das Volk (Mi 3,5)
- Micha weist auf Gottes Eigenschaften hin, der aufgrund seiner Barmherzigkeit die Sünden vergibt und sie „in die Tiefen des Meeres wirft“ (Mi 7,18-19). Die Verse Micha 7,18-19 sind im Hebräischen in Gedichtform geschrieben.
- In Micha 5,1 wird der Geburtsort des Messias, Bethlehem Efrata, prophetisch angekündigt. Er wird sein Volk in der Kraft des Herrn weiden, sie in Sicherheit wohnen lassen und ihr Friede sein (Mi 5,2-4).