Inhalt
Thema: In der Gemeinschaft mit Gott leben
Während das Johannesevangelium zum Glauben an Jesus führen möchte, zeigt der erste Johannesbrief, wie das Leben im Glauben konkret aussieht. Das neue Leben mit Jesus ist ein Leben im Licht. Dort kann die Sünde nicht mehr geduldet werden. Wenn ein Christ dennoch sündigt, darf er wissen, daß er einen Fürsprecher beim Vater hat, nämlich Jesus Christus. Kennzeichen dieses neuen Lebens sind der Gehorsam Gott gegenüber, die Liebe zum Bruder und die persönliche Gewissheit, ewiges Leben zu haben.
Abfassung
Der Verfasser dieses Briefes nennt sich nicht selbst mit seinem Namen. Die gesamte frühe Gemeinde bestätigt allerdings die Abfassung durch den Apostel Johannes. Es gibt eine Anzahl von Hinweisen im Brief selbst, welche die Verfasserschaft durch Johannes bekräftigen:
- Aus dem Inhalt geht hervor, dass der Verfasser ein Augenzeuge des Lebens Jesu ist (vgl. 1. Joh 1,1-3).
- Die Namen, mit denen er seine Leser anspricht (z.B. meine Kinder, liebe Kinder, meine Lieben), bestätigen, dass er bereits ein älterer Mann war, ein Vater in Christus, als er diesen Brief schrieb.
- Der erste Johannesbrief und das Johannesevangelium ähneln sich so sehr, dass sie von demselben Verfasser stammen müssen:
- Das Vorwort bildet eine genaue Parallele zu dem Vorwort des Johannesevangeliums.
- Typische Ausdrücke aus dem Wortschatz des Johannes finden sich in diesem Brief wieder, z.B. Wahrheit, Lüge, Licht, Finsternis, Liebe, Freude, Leben.
- Die Themen des Briefes bilden eine gute Fortsetzung des Johannesevangeliums.
Das Leben des Apostels Johannes
Johannes kam aus einem Ort, der am oder in der Nähe vom See Genezareth lag. Dort betrieb sein Vater Zebedäus ein Fischergewerbe. Die Eltern des Johannes scheinen nicht arm gewesen zu sein, da sie Arbeiter beschäftigten (Mk 1,19-20). Johannes gehörte zum engeren Kreis der Jünger Jesu. Mehrmals wird berichtet, dass Jesus seine Jünger Johannes, Petrus und Jakobus in besondere Verantwortung einbezog (Mk 5,37; Mt 17,1; 26,37; Lk [[2]],8).
In der Apostelgeschichte erleben wir Johannes als einen mutigen Zeugen für seinen Herrn, der es nicht scheute, um seinetwillen ins Gefängnis zu gehen (Apg 4,13.19). Er gehörte mit Petrus und Jakobus zu den Grundsäulen der jungen Gemeinde in Jerusalem (Gal 2,9). Eine zuverlässige Überlieferung der Kirchenväter sagt, dass er aus der Verbannung auf der Insel Patmos (Offb 1,9) wieder freigekommen und Leiter der Gemeinde in Ephesus geworden ist. Aus den Briefen und Sendschreiben kann entnommen werden, dass er eine anerkannte Stellung in den Gemeinden Kleinasiens bekleidete. Er soll in einem hohen Alter (mit ca. 100 Jahren) gestorben sein.
Ort und Datum der Abfassung lassen sich sehr schwer bestimmen. Es wird angenommen, dass der 1. Johannesbrief zwischen 95 und 100 n. Chr in Ephesus, dem späteren Wohnsitz des Apostels, entstanden ist.
Empfänger
Im 1. Johannesbrief werden die Empfänger nicht direkt genannt. Es scheint aber, dass sie dem Schreiber Johannes gut bekannt waren. Seine vertraute Beziehung zu ihnen geht aus Ausdrücken wie z.B. „Meine Lieben, ich schreibe euch…“ (1. Joh 2,7), „Liebe Kinder, ich schreibe euch…“ (1. Joh 2,12) hervor. Da in diesem Brief der übliche Briefcharakter mit Grüßen und persönlichen Informationen fehlt, ist es naheliegend, ihn als einen Rundbrief anzusehen, der an mehrere Gemeinden gerichtet war. Wahrscheinlich war er für die Gemeinden in Kleinasien bestimmt, die Johannes nahestanden.
Zweck
- Die großen Wahrheiten über das Leben im Licht, Gemeinschaft mit Gott, Gehorsam und die Bruderliebe sollen entfaltet und auf das Leben angewandt werden.
- Da die jungen Gemeinden durch verschiedene Irrlehren gefährdet waren, fordert Johannes sie auf, die Geister zu prüfen. Er beschreibt, woran der Antichrist zu erkennen ist, und gibt praktische Anweisungen für die Gläubigen weiter, damit sie den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums unterscheiden können.
Einteilung
Unsere Gemeinschaft mit Gott (1. Joh 1-2)
- Einleitung: Die Grundlage christlicher Gemeinschaft (1. Joh 1,1-4)
- Unser Wandel im Licht (1. Joh 1,5-2,2)
- Unser Wandel in der Bruderliebe (1. Joh 2,3-11)
- Ein Wort an Kinder, Väter und junge Leute (1. Joh 2,12-14)
- Warnung vor der Verlockung der Welt (1. Joh 2,15-17)
- Die Kennzeichen des Antichristen (1. Joh 2,18-23)
- Ermahnung, im Herrn zu bleiben (1. Joh 2,24-29)
Unser Leben in Heiligkeit (1. Joh 3-4)
- Der Anlass für einen geheiligten Lebensstil (1. Joh 3,1-3)
- Eine Unterscheidung zwischen dem, der recht und dem, der unrecht tut (1. Joh 3,4-12)
- Die praktische Bruderliebe (1. Joh 3,13-24)
- Den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums unterscheiden (1. Joh 4,1-6)
- Unsere Liebe zu Gott und zu den Brüdern (1. Joh 4,7-21)
Die Kennzeichen der Gotteskindschaft (1. Joh 5)
- Unser Glaube als Zeichen der Gotteskindschaft (1. Joh 5,1-5)
- Gottes Zeugnis für seinen Sohn (1. Joh 5,6-13)
- Unsere Zuversicht im Gebet (1. Joh 5,14-17)
- Die Gewissheit der Christen (1. Joh 5,18-20)
- Warnung vor den falschen Göttern (1. Joh 5,21)
Besonderheiten
- Der erste Johannesbrief ist nicht nach einer exakten Gliederung aufgebaut. Wichtige Themen des Briefes erscheinen an verschiedenen Stellen. Fuldas persönliche Studium ist es angebracht, mehrere Aussagen zu einzelnen Begriffen (z.B. Liebe, Sünde, Licht) thematisch zu sammeln und zu erarbeiten.
- Auffallend oft kommt der Begriff „wissen“ vor (1. Joh 2,20; 3,2.5.14; 5,13.15.18.19.20). Der Glaube ist keine unsichere Angelegenheit. Er ist ein sicheres, festes Fundament für den Gläubigen.