Johannes der Täufer
Lexikon
Begriff | Definition |
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Johannes der Täufer | Als Sohn eines schon bejahrten Paares, des Priesters Zacharias und seiner Frau Elisabeth, wurde Johannes ca. 7 v.Chr. in einer Stadt in Juda, wohl in Kerem (Lk 1,39) geboren. Der Engel Gabriel kündigte Zacharias die Geburt eines Sohnes an, den er Johannes nennen sollte. Dieser Sohn werde ein großes Werk Gottes in Israel vollbringen und wie ein Gottgeweihter leben, von Geburt an mit dem Heiligen Geist erfüllt sein und in der Kraft des Elia dem Herrn ein Volk zubereiten. Als Zacharias zweifelte, ließ ihn der Engel wegen seines Unglaubens verstummen. Nachdem Johannes geboren war, entstand eine Meinungsverschiedenheit unter den Verwandten, welchen Namen der Junge bekommen solle. Auf einer Tafel bestätigte Zacharias den Namen Johannes und konnte danach wieder sprechen (Lk 1,8-[[2]].57-66). Über die Jugend Johannes’ des Täufers erfahren wir weiter nichts, außer dass er die Zeit vor seiner öffentlichen Wirksamkeit in der Wüste verbrachte (Lk 1,80). Dort erging ca. 27 n.Chr. der Ruf an ihn, als Prophet zu wirken (Lk 3,2). Der Täufer war ca. 34 Jahre alt, als er aus der Verborgenheit hervortrat (Mt 3,1) und als Prediger in der Wüste Judäa begann.
In seiner äußeren Erscheinung repräsentierte Johannes prophetische Einfachheit. Nach Mt 3,4 trug er ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, wie Elia nach 2: Kö 1,8. Auch seine Nahrung war ebenso einfach wie billig: Heuschrecken und wilder Honig.
Johannes kam nicht zu den Menschen, sondern die Menschen gingen zu ihm hinaus (Mt 3,5). Was erwarteten die Menschen vom Täufer? Sie erlebten Johannes als Prediger und konnten von ihm getauft werden, wobei sie ihre Sünden bekannten. Mt 3,2 fasst die Johannespredigt zusammen: Tut Buße! Denn die Gottesherrschaft ist nahe herbeigekommen. Bekehrt euch! ist der Aufruf, den sonst die Propheten machten, wenn Israel auf Abwegen ging (z.B. Jer 3,6-14; Hes 33,11.12). Für die Hinwendung zu Gott und die Abkehr vom Weg der Sünder hat aber Johannes eine neue Begründung: Die Gottesherrschaft ist nahe herbeigekommen. Umkehr ist notwendig, weil der, der an Gottes Reich teilhaben will, rein sein muss. Somit ist die Täuferbotschaft beides: Frohbotschaft und Gerichtsaussage. Wer dazu bereit war, seine Sünden zu bekennen, konnte durch Johannes getauft werden (Mt 3,6). Was der Täufer tat, war in der Geschichte Israels vorbereitet, und das Sündenbekenntnis hatte in Israel eine lange Tradition (vgl. 2. Mo 32,30ff; 3. Mo 4-5). Johannes war, soweit uns bekannt ist, der Erste, der andere zur Taufe untertauchte. Diese handgreifliche Reinigung symbolisierte die innere Reinigung und bereitete Israel vor, den kommenden Herrn zu empfangen. Doch eines konnte Johannes nicht: neues Leben von Gott vermitteln. Hierin unterscheidet sich seine Taufe von der Taufe »mit dem Heiligen Geist und mit Feuer«, die Jesus vollzog. Auf diesen Messias zielten Johannes’ Taufe und Predigt.
Unter denen, die zu Johannes kamen, um sich taufen zu lassen, war auch Jesus. Jeder Bericht von Jesu Wirken in den Evangelien und auch in denen von Simon Petrus und Paulus beginnt bei dessen Begegnung mit Johannes (Mt 3,1ff; Mk 1,2ff; Lk 3,21-23; Joh 1,6ff; Apg 10,37ff; Apg 13,23ff). Der Taufe Jesu ging ein Gespräch zwischen beiden voraus, von dem nur Mt 3,14f berichtet. Johannes entgegnete: Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden. Damit drückte der Täufer aus, dass Jesus näher bei Gott stand als er und dass Jesus der Messias war, dessen Ankunft er verkündet hatte: »Der, der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher als ich«. Johannes beugte sich unter Gottes Willen und taufte Jesus. Nach Joh 1,32 konnte er dabei auch sehen, wie sich … der Himmel auftat (Mt 3,16).
Später widersprach Johannes vom Alten Testament her der Scheidung und dem Ehebruch des Herodes Antipas und der Herodias. Dadurch zog er die Feindschaft des Paares, besonders den Haß der Frau, auf sich. Schließlich wurde Johannes in der peräischen Festung von Machärus gefangen gesetzt. Im Gefängnis kamen ihm nun Zweifel an Jesus. Die »Werke des Christus« waren insgesamt andere, als er wohl selbst erwartet hatte. Er schickte zwei seiner Jünger zum Herrn, um sich zu vergewissern: »Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?« Jesus beantwortete die Frage des Täufers mit dem Hinweis auf seine Werke (Mt 11,1-6). Jesus macht in Mt 11,11 die höchste Aussage über Johannes: Es gebe keinen größeren unter den Menschen als Johannes. Damit stellt ihn Jesus noch über Mose und Elia. Er war das letzte und wichtigste Glied in der Reihe der Propheten und stand als Bindeglied zwischen Altem und Neuem Bund.
In Mt 14,1-12 und Mk 6,24-29 wird Johannes’ Enthauptung geschildert: Als die Tochter der Herodias als Belohnung für ihren Tanz das Haupt des Täufers fordert, lässt Herodes ihn im Gefängnis hinrichten. Damit starb Johannes den Tod des Propheten, der die Menschen – und das schließt den Herrscher mit ein – mit Gottes Willen konfrontiert hatte. Seine Jünger begruben Johannes’ Leichnam, und einige von ihnen haben sich möglicherweise Jesus angeschlossen (Mt 14,12). Es ist anzunehmen, dass bei seinem Tod eine Spaltung in seiner Jüngerschaft entstand. Die frühe Gemeinde sieht sich später mit der Taufpraxis der Johannesjünger konfrontiert (Apg 19,1-7). Daraus kann man schließen, dass ein Teil seiner Anhänger auch weiterhin zusammengeblieben war.
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